laut.de-Kritik
Der "Godfather Of Deep Funk" mixt Weltmusik mit Reggae und Afrobeat.
Review von Sven KabelitzMax Weissenfeldt ist wahrlich ein Unbekannter. Mit seinem Bruder Jan und den gemeinsamen Bands The Poets Of Rhythm und den Whitfield Brothers definierte er den Soul- und Deep Funk-Sound der letzten fünfzehn Jahre.
Unter der Regie von Dan Auerbach spielte der aus München stammende Schlagzeuger für Dr. John ("Locked Down"), Lana Del Rey ("Ultraviolence") und Bombino ("Nomad").
Weissenfeldt ist der "Godfather Of Deep Funk". Die Gründung von Daptone Records lässt sich direkt zu den Poets zurück verfolgen. Die Platten von Charles Bradley, Sharon Jones und selbst Amy Winehouses "Back To Black" tragen sein Erbgut. Trotzdem würde wohl keiner außer ein paar Szenekennern den Mann auf offener Straße erkennen.
Den Soul hat Weissenfeldt mittlerweile Daptone überlassen. In den letzten Jahren reiste er um die Welt, schlug seine Zelte in Myanmar, Ghana, London und Nashville auf. Dort sammelte er musikalische Erfahrung wie andere Sporen, Grünspan und Schimmelpilze. Mit Philophon gründete er sein eigenes Label, mit anderen in Berlin lebenden Musikern seine neue Band The Polyversal Souls. Seine gesammelte Erfahrung im Afrobeat, Ethio-Jazz, Reggae und Hip Hop vermischt er auf "Invisible Joy" zu einem erdigen Grundton.
Der mit dem aus Ghana stammenden Griot Guy One eingespielte Opener "Yelle Be Bobre" findet noch ganz in der Weltmusik statt und wiegt in trügerischer Genre-Sicherheit. Bereits das nachfolgende Instrumental "Starlet Road Filling Station Romance" driftet mit drückenden Bläsern und nachtschwerem Glockenspiel deutlich in Richtung Reggae. Das mit Y-Bayani aufgenommene "Asembi Ara Amba" verbindet die beiden Ansatzpunkte formvollendet.
"Momaminka" wirft endgültig alle Einflüsse in einen Schmelztiegel. Während Lady Red Red im Refrain immer wieder dem Afrobeat huldigt, rappt sich mit Roy X der jüngste Sohn des ghanaischen Highlife-Gitarristen Ebo Taylor durch die Verse. "Goin' In" erweitert die gefundene Formel dank MC Afrika Baby Bam von den Jungle Brothers um eine ordentliche Portion Wahnwitz. In "Sad Nile" gibt sich der Ethio-Jazzer Hailu Mergia die Ehre.
Grenzen stellen Narben im Gesicht unserer Welt dar. Polyversal Souls' "Invisible Joy" ist die Narbencreme und der Versuch, diese Wundmale zu heilen oder zumindest die Schmerzen zu lindern. Weissenfeldt kennt keine Barrieren, keine Einschränkungen und erschafft trotz der so unterschiedlichen Einflüsse ein homogenes Album. Bei seinem Unterfangen zählt er ganz auf die Kraft der Musik, denn "Music is the inivisible Joy".
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