laut.de-Kritik
Ein aalglattes und modernes Pop-Album.
Review von Stefan Johannesberg"Tatsächlich gibt es nur wenige Künstler mit einem so ausgeprägten Gespür für catchige Hooks, seien sie auch noch so kitschig", schrieb Thommy Haas, das ewige Talent von laut.de über Post Malones Debütalbum "Stoney". Gleiches gilt noch mehr für den Nachfolger "Beerbongs & Bentleys". Bessere Melodien und schmissigere Trap-Tunes findest du heutzutage selten. Und so dominiert Malone die Charts wie Namensvetter Karl einst die Körbe. "Spoil My Night" mit Swae Lee ist neben "Over Now" und "Sugar Wraith" jener Überhit, in dem harte Drums und Melodien den Pop auf den Punkt bringen.
Kann Post Malone jedoch an die Einzigartigkeit und Hunger von "White Iverson" anknüpfen? Nein. Er singt schön, aber ungefährlich. Der Erfolg führt bei ihm dazu, dass sich sein Leben nur noch darum dreht, wie er die Millionen auf dem Konto verkraften kann. "Paranoid man makes paranoid plans / struggeling to find my peace", mehr als die Hookline vom klassisch-melancholischen Malone-Trap-Folk-Opener "Paranoid" bietet das Album lyrisch nicht. Trotzdem ist kaum zu verstehen, warum so viele Rap- oder Musikmedien sich darüber lustig machen, dass der doch so reiche Künstler über seine Probleme singt? Zum x-ten Male. Wo doch jeder weiß, dass Geld nicht glücklich macht?
Vielleicht ist es die (billige) Retourkutsche für Malones unglücklich bis respektlose Äußerungen zu den afroamerikanischen Wurzeln seiner Musik. Ende 2017 jammerte er, dass die Bezeichnung "weißer Rapper" ihn einenge und dass man im Rap keine anspruchsvollen Texte finden würde. Schnell stand der Vorwurf im Raum, Malone sei nur ein Industrieprodukt, das als Quasi-Gecasteter die angesagten Versatzstücke des Trap nimmt und angenehm seicht für die weiße Käuferschicht aufbereitet. Zu Recht?
Vielleicht. Zumindest fehlt ihm anscheinend wirklich der (Scharf-)sinn fürs Ganze. Wie leicht hätte er sich mit seinen Fähigkeiten zum Eminem des Trap krönen. Oder zumindest zum Macklemore. Beide Rapper zeichnete schon immer aus, dass sie der Szene und der afroamerikanischen Kultur ihren Respekt zollen. Beide zeichnete aus, dass sie das Label "weißer Rapper" mit Stolz tragen statt zu jammern oder Deckmantel-Tracks wie "Rockstar" zu machen, mit denen man eine andere Genre-Zugehörigkeit suggerieren möchte. Was soll denn ein Lil Uzi Vert zum Beispiel sagen, der dank seiner Roots natürlich von allen in die Rapper-Schublade geschoben wird, in die er eigentlich nicht hineingehört. Und im Gegensatz zu Malone lässt ihn diese Schublade eben nicht zum Millionär werden, sondern beschränkt seine Karriere. White Privilege in Reinkultur.
Ist das jetzt alles ein Grund, Post Malone auch für seine Musik und seine vermeintlich privilegierten, flachen Struggle-Texte anzugreifen? Nein. Dieser Struggle ist real, und die "Beerbongs im Bentley" zeigen tatsächlich das Innere eines Künstlers ohne Tiefgang und kommen als aalglattes, modernes Pop-Album daher. Fast Food for your soul, aber nur auf Dauer gefährlich.
3 Kommentare
Bringt einen sicher gut durch den Sommer. Ich geb 4 und feier Blame it in me, Spoil my Night, Zack and Codeine und Sugar Wraith.
Bis auf 3-4 Songs kaum hörbar.
Unbegreiflich schlecht. Warum man dem Album mehr als einen Stern geben kann, bleibt mir ein Rätsel.!?