laut.de-Kritik
Eine Handvoll Perlen für den nächsten Darkwave-Budenzauber.
Review von Ulf KubankeRabia Sorda ist das Soloprojekt von Erk Aicrag, dem Kopf der mexikanischen AggroTech-Combo Hocico. Letztere sind in Darkwave Szenekreisen weltweit eine anerkannte Größe und genießen in Deutschland besondere Wertschätzung.
Die Übersetzung des Solo-Bandnamens lautet in etwa 'blinde Wut'. Zornig ist der mittelamerikanische Songwriter in der Tat. Dennoch ist das Album glücklicherweise keine Kopie des rasenden Sounds der Stammband geworden.
"Noise Diary" besteht aus zwölf Midtempo-EBM-Tracks. Dabei beschreitet Aicrag fast durchgängig den Weg des Traditionalisten. Die klassische Electronic Body Music verrät bewusst und offen die künstlerische Sozialisation des Mexikaners. "Heart Eating Crows" glänzt mit einem knochentrockenen und sehr melodischen Refrain, wie man ihn sich seit mehr als zehn Jahren mal wieder von Front 242 wünscht. Toller Floor-Burner!
"Radio Paranoia" und "Money Talks (and Rots)" könnten auch von Rudi Ratzingers Wumpscut stammen, als der Mann noch im "Bunkertor 7" saß und große Elektro-"Musik Für Einen Schlachtenden Stamm" geschrieben hat. Das geht sehr nach vorn und noch besser ins Ohr. Bemerkenswert an "Noise Diary" ist der Umstand, dass Garcia - so Aicrags bürgerlicher Name - bei allem Zitat-Hüpfen nicht wie ein stumpfer Epigone wirkt. Vielmehr führt er mit seinen eigenen tollen Melodien eine Tradition fort, die in der Szene mitunter fast schon in Vergessenheit geraten ist.
Die interessantesten Tracks sind in diesem Zusammenhang sicherlich "Monkeyland" und "A World on Fire". In bester Batcave Manier erweckt der Latino hier den Geist der musikalisch längst verschollenen großartigen Alien Sex Fiend. Analoge Synthies in rockigen Strukturen, umrahmt vom typisch ASF-Gebrüll ballert dem Hörer ein herrliches Brett an den Kopf. Das macht nicht nur Laune sondern regelrecht süchtig.
Schade nur, dass die Scheibe auch einige gesichtslose 08/15-Langweiler enthält, die so gar nicht zu den bunt sprudelnden Kloppern passen wollen. Uninspiriertes Geplätscher mit Aggro-Einlage à la "Mirrors and Knives" oder "NME" verderben die Lust ein wenig. Auch ein allzu routinierter Song wie "Burning House" fällt deutlich gegenüber den oben genannten Krachern ab.
Dennoch besitzt Eric Garcia zweifellos Talent, Melodie mit Aggression zu verbinden. Verglichen mit der Stammband ist Rabia Sorda mittlerweile das interessantere und kreativere Projekt. Für eine zünftige Darkwave Party hält das Tagebuch des Lärms immerhin eine gute Handvoll echter Perlen bereit.
1 Kommentar
Hachja der Bunkertor 7.. da war noch alles in Ordnung mit düsterer Electromukke..
Aber scheint sich ja zu lohnen mal hier reinzuhören, werde ich dann auch tun