laut.de-Kritik
Die Sängerin von Mojave 3 auf der Suche nach Harmonie.
Review von Giuliano BenassiKirchenglocken läuten, Vögel zwitschern, thailändische Wellen plätschern vor sich hin. Nicht nur der Titel, auch die eingestreuten Hintergrundgeräusche erwecken den Eindruck, versehentlich zu einer Wellness-CD gegriffen zu haben. Bei "Waves Are Universal" handelt es sich jedoch nicht um Ramsch vom Wühltisch eines Drogeriemarktes, sondern um die erste Solo-CD der Sängerin und Bassistin von Mojave 3.
Lieferte Rachel Goswell mit ihren Kollegen auf "Spoon And Rafter" (2003) eher melancholische Töne, steht ihr Debüt unter eigenem Namen im Zeichen der Harmonie. Akustikgitarren gesellen sich zu ihrer warmen, betörenden Stimme, unterstützt von Dudelsack, Akkordeon, Streicher, Klavier, Flöten und Klänge aus der Natur. Die Aufnahmen fanden neben einem Studio auch in einem verlassenen Bergwerk statt, um der Musik einen besonderen Hall zu verpassen.
Viel Arbeit, die zu einem Album ohne Misstöne geführt hat, dabei aber nicht auf eine lebendige Vielfalt verzichtet. Nach den ersten zwei langsamen Stücken erinnert "Coastline" mit seiner E-Gitarre stellenweise an Neil Young. "Deelay" trägt relaxte karibische Züge, "Plucked" klingt mit seiner hohen Stimme, einer klassischen Gitarre und Insektenschwirren zerbrechlich und intim.
Erst im sechsten Lied "Hope" kommen durch die getragenen Akustikakkorde Erinnerungen an Mojave 3 auf. Anschließend lädt "Coastline" zu einem Streifzug mit Calexico-Klängen ein. "Woke up this morning with A Beautiful Feeling", heißt es zu Beginn des vielleicht schönsten Stücks kurz vor Schluss.
Ein Gefühl, das dieses Album stellenweise auch erweckt; schade nur, dass wegen Goswells Harmoniebedürfnis trotz aller Vielfalt die entscheidenden Kanten fehlen.
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