laut.de-Kritik
"Großes Kino" für Couchpotatoes.
Review von Kai KoppAls Ray Charles 1954 den Hit "I've Got A Woman" präsentiert, werden seine Kompositionen als die Vermählung der Musik des Teufels und des Herrn bezeichnet. Dabei fügt Ray Charles eigentlich nur zusammen, was zusammen gehört: Blues und Gospel. Das Ergebnis nennt sich Soul und erobert fortan die Welt.
Zu Ehren der am 10. Juni 2004 verstorbenen Legende findet am 8. Oktober desselben Jahres im Staples Center in Los Angeles ein Tribute-Konzert vor 8.000 geladenen Gästen statt. Durch den Abend führen Quincy Jones, Tom Cruise, Morgan Freeman und Jamie Foxx. Letzterer spielt auch die Hauptrolle in Ray Charles filmischer Biografie "Ray", die im Januar 2005 bundesweit in die Lichtspieltheater kommt. Es geht die Legende, dass Ray Charles, als er seiner eigenen Filmbiografie zum ersten Mal zuhört, alsbald den Dialogen ins Wort fällt: 'Ja, so wars. That's right'.
"That's right" ist auch das Urteil über die begleitend zum Kinostart erscheinende Tributkonzert-DVD "Genius: A Night For Ray Charles". Einleitend erhebt Mary J. Blige ihre Stimme für das druckvolle Blues-Intro "Night Time Is The Right", das sie zusammen mit Elton John gestaltet. Ihr Kollege Usher gibt "Georgia On My Mind" in reinster R'n'B-Manier zum Besten. Stevie Wonder zelebriert "I Got A Woman" im Auftrag der Blues Brothers. Anschließend haucht Norah Jones "I'll Drown In My Own Tears" als zerbrechliche Ballade in die Arena.
Über allem schwebt der Klang der begleitenden Big Band, die jedes Arrangement mit orchestralen Finessen pointiert. Jamie Cullum singt swingend "Hallelujah, I Love Her So" und unterstreicht damit seinen Ruf als Nachwuchs-Womanizer. B.B. King hat mit "Sinner's Prayer" mal wieder den Blues (die Mundharmonika - oder 'Schnuffelrutsch' wie wir im Schwabenland sagen - bedient dabei kein Geringerer als Bruce Willis), während Al Green für seine Rock'n'Roll-Version von "What'd I Say" stehende Ovationen einheimst. Die wohl landläufigste Nummer aus Ray Charles Repertoire ist jedoch das durch viele Interpretationen berühmt gewordene "Unchain My Heart". Billy Preston inszeniert den All-Time-Klassiker als energievolles Gospel-Soul-Gebräu.
Black Community-Ikonen aus der Musik- und Filmbranche huldigen an diesem Abend des 8. Oktober 2004 dem Godfather of Soul. Die Ständchen und Laudati, die sie darbieten, sind allesamt erste Sahne und gewähren einen guten Einblick in diesen eindrucksvollen Abend. Bild-, Tonqualität und aller sonstiger DVD-Schnickschnack sorgen zusammen mit Ray Charles zeitlosen Songs und den hervorragenden Interpretationen und Arrangements für ein perfektes Couchpotatoe-Musik-Erlebnis.
Noch keine Kommentare