laut.de-Kritik
Der kleine Bruder von R'n'B-Star Brandy wird erwachsen.
Review von Stefan JohannesbergRay J ist das, was man einen Kinderstar nennt, der erwachsen wird. Der kleine Bruder veröffentlicht bereits '96 ein erstes Album, welches in den USA wohl ganz gut ankam. Durch seine filmtechnische Präsenz hat er sich anscheinend eine große, vor allen Dingen, weibliche Fangemeinde erspielt. Also darf man auch hier wieder modernen, schwitzenden 08/15-Tanzflächen-R'n'B erwarten, der höchstens in Black Music-Prolldiscos funktioniert (dachte ich mir).
Zunächst fällt die heisere, aber ein bisschen gequält wirkende Stimme von Ray J auf. Ich kann auch nach mehrmaligen Anhören nicht entscheiden, ob mich seine mal gesungenen, mal gerappten Leistungen am Mic nun befriedigen oder nicht. Auf jeden Fall sind einige Songs über dem Durchschnitt. Die zweite Single "Wait A Minute" (feat. Lil Kim) ist von den Neptunes in bouncender Clubmanier produziert. Beim ruhigen "Keep Your Head Up" macht es Ray J wie 2Pac und hebt die Frauen auf einen Sockel, der ihnen schon lange gebührt. Auch auf der Habenseite sind das groovige "It's Crazy", die mit wunderschönen Harmonien unterlegte Midtempo-Nummer "Out The Ghetto" und die Ballade "Where Do We Go From Here".
Doch leider kann "This Ain't A Game" wie so viele R'n'B-Platten das hohe Niveau nicht halten. Immer wieder stören unerklärliche Langweiler den hörbaren Genuss der Scheiben. Der Titelsong "This Ain't A Game", "Formal Invite" und "I Tried" sind unmotivierter Synthie-Durchschnitt. Absoluter Tiefpunkt ist die eklige Sexhymne "Wet Me", da gibt es eine fette Schleimspur frei Haus. Von "I Don't Need You" und "No More" bleibt gar nichts in den Gehirnwindungen hängen und DJ Clue zeigt mit "I Got It All" mal wieder, dass er nicht produzieren sollte. So gibt es trotz einiger guter Songs nur drei Pünktchen, denn ich habe mich entschieden: Mir gefällt die Stimme auf Dauer doch nicht so gut.
Noch keine Kommentare