laut.de-Kritik
Neue Banger des Berliner Techno-Geheimniskrämers.
Review von Christoph DornerDer Mann mit der Maske ist wieder da. Nein, nicht Cro. Sondern Redshape, geheimniskrämerischer Berliner Techno-Produzent mit roter Plastikmaske. Ein Anonymous, dessen erstes Album "The Dance Paradox" 2009 eine große Nummer war: klassizistischer, extrem krachiger und doch melodischer Detroit-Techno mit deutlich gedrosselten BPM und kühlen IDM- und Industrial-Anleihen, den Redshape in seinen Live-Sets bisweilen sogar mit einem richtigen Schlagzeuger verstärkt.
Nach der 2x12'' "Red Pack" und zuletzt einigen fantastischen Singles – wer möchte, der höre die exzellenten Tracks "On Da Floor", "In Trust We Space" und "Throw In Dirt" - erscheint nun sein zweites Album "Square" beim Frankfurter Label Running Back. Und wieder stellt sich beim Hören dieser zwölf Tracks schnell dieser ziemlich spezielle Redshape-Vibe ein, der einen eher zur sinistren Seelenspiegelung denn zur euphorischen Raserei verleitet.
Schon das Intro "The Channel" entfaltet mit düster tropfenden Soundscapes und zischenden Hi-Hats die Sogwirkung einer gelungenen Einstiegsszene im Kino. Die Assoziation von Filmmusik für eine Science-Fiction-Dystopie oder des Soundtracks für futuristische Ego-Shooter liegt anhand der Balance aus roher Deepness und fast schon rockigem Pathos innerhalb des Tracks ohnehin nahe.
"Now all i can see is chaos and confusion and panic", prophezeit eine männliche Computerstimme in "It's In The Rain". Redshape hat zu diesem Sample eines Films aus den 30er Jahren ein grollendes Sturmszenario programmiert. Auch das ätherische "Atlantic" und der Unterweltausflug "Moods & Mice" mit seinen mutierten Synthesizer-Sounds und dem irgendwie kaputten Klang einer Snare sowie der Drum-Patterns sind bereits für sich stehend großartige Tracks.
Sie entfalten aber gerade innerhalb der von Redshape austarierten Dramaturgie von "Square" ihre besondere Wirkung, folgt doch mit dem rohen Detroit-Maschinismus von "Paper", den beat-losen, luziden Momenten von "Landing" und "Enter The Volt" sowie "Until We Burn", einem Quickie mit UK-Bass, so etwas wie die Quadratur des Kreises.
Denn am Ende kehrt Redshape, der eigentlich Sebastian Kramer heißt, tatsächlich zu den Anfängen zurück: "The Playground", eine Verneigung vor dem Sound eines Carl Craig von einem raren White Label aus dem Jahr 2006, überarbeitete er noch einmal minimal und spielte es erneut ein – ein Banger. Insgesamt ist "Square" vielleicht einen Deut schwächer als "The Dance Paradox", dabei aber dennoch eines der Techno-Alben, die das Jahr 2012 locker überdauern werden.
1 Kommentar
hört sich sehr viel mehr wie die dirt single an, als das vorherige album. sehr vielseitiger herr. starsoup will mir irgendwie nicht gefallen, aber der rest ist verdammt gut.