laut.de-Kritik
Dirty Soul, einmal vor dem Saloon durch den Staub gezogen.
Review von Sven KabelitzAls Rhonda 2014 ihr Debüt "Raw Love" veröffentlichten, waren sie einfach eine weitere dieser Retro-Soul-Bands, die sich in den Jahren nach dem Erfolg von Amy Winehouses "Back To Black" gegenseitig auf den Füßen herum standen. Keineswegs schlecht, aber auch mit zu wenig Wiedererkennungswert, um aus der Masse herauszustechen. Es fehlten die oft beschworenen Ecken und Kanten.
Manche Bands haben schon mit ihrem Erstling alles gesagt, andere müssen wie ein Schinken nachreifen. Zu letzteren zählen die Norddeutschen, die mit "You Could Be Home Now" einen gewaltigen Schritt nach vorne gehen. Das Herz der sich um Sängerin Milo Milone und Gitarrist Ben Schadow versammelten Gruppe schlägt immer noch im Soul. Stücke wie "So Wrong" und "Why We Stay" verdeutlichen dies. Doch pumpt es nun auch deutlich im Takt von alten, runtergerotzten Western-Streifen.
Alles auf dem teilweise an der Küste Kaliforniens aufgenommenen Album wirkt schmutziger, dreckiger, praktisch wie einmal vor dem Saloon durch den Staub gezogen, nur um dann noch zweimal mit den Sporen drauf zu treten. Ein Vibe, der sich bereits auf den Songs "In My Eyes" und "Paws" vom letzten Longplayer "Wire" ankündigte. Unter der roten Sonne der Rache reiten Rhonda zu "Morongo Road, Pt. 1" mit fiesem Blick in die Stadt, um diese nach getaner Arbeit mit einer Handvoll Dollar zu "Morongo Road, Pt. 2" wieder zu verlassen. Für deine Tracks stand deutlich Ennio Morricones Filmmusik Pate.
An Milos klarer Stimme änderte sich hingegen nur wenig, was zu einem spannenden Kontrast führt. So entwickelt sich "Habits" zu einer sich im Dreck wälzenden Variante der Cardigans zu Zeiten von "Gran Turismo". Derweil schrammt Jan Fabricius' Bass gewaltig.
Als hätten Rhonda noch für einen Zwischenstopp im Buena Vista Social Club gehalten, verfügt das Titelstück über einen Latino-Charme. "The Ground" bietet eine weitere Spielwiese für Offer Stocks tragendes, immer allgegenwärtiges Orgelspiel. "Saturdays Shine" dagegen ist ein romantisches Duett mit Milos Mann Joachim Zunke, dessen tiefe und zerkratzte Stimme einen optimalen Gegenpol bildet. Eine Spannung, die durchaus an Isobel Campbell & Mark Lanegan oder eben an Nancy & Lee erinnert. Mit diesem Vintage-Sound-Update gelingt Rhonda auf "You Could Be Home Now" ein deutlicher Schritt hin zur eigenen Identität. Erstmals darf man gespannt sein, wohin die Reise der Band in Zukunft geht.
1 Kommentar
fantastisches Album der besten Band