laut.de-Kritik
Norwegens Knüppeltruppe schlägt zu.
Review von Mathias MöllerEin schlecht eingestelltes Radio surrt und brummt, jemand dreht am Frequenzrädchen. Ein Oldschool-Intro für eine frische Punkrockscheibe. Dann hat der Besitzer der unsichtbaren Hand gefunden was er wollte. Unheilvolles Grollen kündigt das Gewitter an, das da kommen wird. Nach etwas über zwei Minuten geht es los. Knallharte Knüppelparts künden von den Ungerechtigkeiten der "Sold Out World". Rifu, die Punk/Hardcore-Band aus Trondheim, Norwegen, versteht ihr Handwerk. Das hat man nach zweieinhalb Minuten verstanden.
Was man nicht so gut versteht, sind die Lyrics. Sänger und Gitarrist Öystein sowie Basser und Sänger Erlend kreischen und Brüllen sich durch ihre Parolen, als wären sie gerade dabei, Screamo zu erfinden. Klingt für das geübte Ohr sehr schicklich, birgt aber gewisse Schwierigkeiten beim Vermitteln von politischen Botschaften. Wie gut, dass Lyrics mitgeliefert werden, denn Rifu verstehen sich als politische Band. Natürlich geht es - szenetypisch - in allererster Linie gegen den amerikanischen Präsidenten und seinen "War against terror", Rifu schaffen es, ihre Message in durchaus ansprechende Texte zu verpacken.
Musikalisch gibt es immer voll auf die Zwölf, der Vierer ohne Steuermann prügelt sich durch die Stücke, als hätten sie Angst, die allwöchentliche Vokü im örtlichen Juze zu verpassen. Das Ganze tönt auf Dauer etwas einseitig, wenn auch auf durchaus hörbarem Niveau. Der Aufforderung "Come All And Blow Your Brains Out" muss man nicht unbedingt nachkommen, Rifu erledigen das schon. "Laugh Ourselves To Death" sticht aus der Masse heraus. Hier harmonieren Gesang (wenn Harmonie das richtige Wort ist) und Melodie, Tempowechsel brechen die Eintönigkeit etwas auf.
Auch "Caught Up In Everyday" nimmt den Fuß ganz leicht vom Gaspedal, glücklicherweise geht das nicht auf Kosten der Härte. Rifu können doch anders, wenn sie wollen, das deutet sich hier gut an. Ein wenig Abwechslung tut "Bombs For Food, Mines For Freedom" ganz gut. Zum Glück setzt sich diese Erkenntnis auch bei "Let Them Eat Bombs", einer weiteren Tirade gegen us-amerikanische Aggressionspolitik durch. In der zweiten Hälfte des Albums zeigen Rifu neue Qualitäten, die das Album wirklich hörenswert machen, ob man jetzt einer Meinung ist mit ihnen oder nicht.
Zum Ende finden sie mit "Our Relief" und "Towards The End" wieder zum eingänglich zelebrierten Geknüppele zurück - den Moshpit wirds freuen. Fazit: Der dritte Longplayer der Norweger hält das, was letztjährige EP "The Bomb Sessions" versprochen hat. Kompromisslosigkeit, Härte, Drummer mit großen Oberarmen und ne ganze Menge Politik. Denkt man an Hardcore und Skandinavien, fällt einem als erstes natürlich Refused ein, und die spielen in einer ganz anderen Liga als Rifu. Aber für das, was "Bombs For Food, Mines For Freedom" ist, nämlich eine Punk/Hardcore-Platte, ist das Gehörte ganz ordentlich. Vor allem die melodischen Parts machen Spaß. Wenn das die Hardcore-Polizei denn erlaubt.
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