laut.de-Kritik
Jede Note, jedes Wort eine kleine Offenbarung.
Review von Martina SchmidEs ist noch gar nicht so lange her, dass ich die Saddle Creek 50-Compilation in den Himmel hoch gelobt und Rilo Kiley als potenzielle Lieblingsband tituliert habe. Nur ein paar Wochen später werde ich bestätigt: Nachdem der zweite Longplayer "The Execution Of All Things" bereits im vergangenen Jahr in den USA veröffentlicht wurde, dürfen sich jetzt auch die Europäer über ein neues Release aus Omaha freuen.
Freuen dürfen sich aber vor allem auch die Fans der frühen Cardigans. Denn mit Jenny Lewis von Rilo Kiley verbindet man stellenweise eine beängstigende stimmliche Nähe zu Nina Persson ("The Good That Won't Come Out Of Me", "Paints Peeling"). Wenngleich auch in der weitaus hippiesqueren Version. Aber hey - wer hat 'Hippie' eigentlich als Schimpfwort eingeführt?
Das Quartett arbeitet mit einfacher Instrumentierung, Gitarre, Bass, Drums, Keyboard, hier und dort dezent gesetzte Streicher, einfachen Melodien, einfachen Songstrukturen. Da ist nichts Spektakuläres an Rilo Kileys Musik. Und doch ist jede Note, jedes gesungene Wort eine kleine Offenbarung.
Mit ihren teilweise weltverbesserischen Texten und der manchmal fast in Folk abdriftenden Musik wirken Rilo Kiley als lebten sie in einem Paralleluniversum, in dem der Summer Of Love nie geendet hat. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, findet etwa in "Capturing Moods", im rockenden "Spectacular Views" oder im Lagerfeuer-romantischen "With Arms Outstretched" wunderbar formulierte, stark vereinnahmende Songs.
Fast ein wenig zu glatt und zu brav klingen Rilo Kiley, zu 'soft'. Nichts desto trotz rührt "The Execution Of All things" im Emotionshaushalt wie in Mürbteig. Auf dem breit getretenen Pfad von solidem Songwriting zu gefühlvollem Indie-Pop marschieren Rilo Kiley schnurstracks ins Hörerherz.
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