laut.de-Kritik

Kurzer und schmerzloser Tritt in den Arsch!

Review von

Heute schon gerockt? Nein? Na, dann mal raus aus den Federn und die CD rein in die Anlage. "Orange Mocha Frappuccino" heißt die morgendliche Kaffeeklatsche, die den Tag mit mächtigen Punkrhythmen schneller erwachen lässt. Riots Not Diets heißt das südamerikanische Weckkommando und an dem Höllenlärm sind gerade mal zwei Personen beteiligt. Das Geschwisterpaar Agustina und Federico Mancinelli entdeckt 2004 Berlin als Wahlheimat und so reisen sie aus Argentinien in die gemäß ihren Punkrock-Vorstellungen "perfekte Stadt".

Mit antikem Drumcomputer und verzerrter Gesangseuphorie (manchmal ein wenig zu verramscht) rappelt sich das Mann/Frau-Duo kurz und schmerzlos durch die elf R'n'R-Granaten. Gerade mal 18 Minuten dauert der Tritt in den Arsch, der in Paris aufgenommen wurde. Dabei bleibt jeder Song hartnäckig weit unter der Zwei-Minuten-Martergrenze. Boum Boum Tchak! Die Texte bleiben dank der Stimmentstellung meist ein Rätsel, wobei einige Zeilen im Booklet netterweise vermerkt wurden. Ansonsten sprechen die Titel für sich: "Inner Rules", "Beautiful Times", "Chocolate Fuck", "I'll Be The Biggest", "I Wanna Be Your Favourite". Und die Aussage ist sowieso klar: No risk, no fun!

Mit dem Song "Riots Not Diets" kotz sich Agustina mal so richtig über die Hungerknochen Beckham und Hilton aus. Fett ist geil, sag ich doch auch immer. "Dieting is affecting my brain in a bad way". Yeah, wo ist der Rest Eiscreme von gestern Abend? Lo-Fi-Geknacker, Bratzenakkorde, Tastengeklimper, Riot Voice. Die Geschwister bemängeln weiter, dass alles immer viel zu ernst gesehen wird. Dagegen setzen sie eine volle Ladung Spaß, 18 Minuten lang. Mehr muss gar nicht sein. Immer wieder eine Wohltat, so ehrliche, trashige Sounds zu hören inmitten all der professionell produzierten Schnickschnack-Hypes.

Mit "A Boy From Dogtown" verabschiedet sich das Duo leicht niedlich und verhältnismäßig ruhig mit einer charmanten Popmelodie. Hier kommt auch mal die Stimme etwas "klarer" rüber und das klingt sogar schön. Und wem widmen El Chavo (Gitarre) und Y La Chilindrina (Gesang) ihr Debütalbum? Nicht etwa den Ramones, Screws, Le Tigre, The Trashwomen, Bikini Kill, Patti Smith, The Slits, Chicks On Speed, CocoRosie, Thee Headcoatees, Billy Childish, The Donnas, Erase Errata, The Girls, The Gossip, Klitpop, A Boy Named Sue, L7, Lesbians On Ecstasy, Lolita No.18, Ping Pong Bitches oder Rockbitch ... nein, Mama und Papa sind die Auserwählten. Und welches Elternpaar wäre nicht stolz auf diese entzückenden Punkrockgeburten?

Trackliste

  1. 1. Inner Rules
  2. 2. Beautiful Times
  3. 3. N' Importe Quoi!
  4. 4. Stage 1: Woke Up Call
  5. 5. View Finder
  6. 6. Chocolate Fuck
  7. 7. Where Did The Music Go?
  8. 8. I'll Be The Biggest
  9. 9. I Wanna Be Your Favourite
  10. 10. Riots Not Diets
  11. 11. A Boy From Dogtown

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