laut.de-Kritik

Süßer die Gitarren nie klingen: der Metal God als Weihnachtsmann.

Review von

Rob Halford verlässt die Rolle des Metal Gods und schlüpft in die des Weihnachtsmannes. Den Bart hat er schon, auch der Glitzerschmuck bleibt hängen. Gegen die Lederjacke ist ebenso nichts einzuwenden. Der Pathos des Heavy Metal deckt sich mit dem weihnachtlichen Gesäusel. Zudem sammelte der Judas Priest-Fronter bereits Erfahrung mit der Produktion einer Weihnachtsplatte ("Winter Songs"). Vom monetären Nutzen einmal abgesehen.

Süßer die Gitarren nie klingen. Am liebsten verbringt der Mensch die Festtage im Kreise der Familie, wenn Entspannung und Harmonie den Beginn prägen und Mord und Totschlag das Ende markieren. Zur Seite steht Halford sein Bruder am Schlagzeug, Ian Hills Sohn am Bass und seine Schwester Sue an der Flöte.

Ganze vier Eigenkompositionen hat die neben Maidens Bruce Dickinson wohl prägnanteste Stimme des Metal-Kosmos im Gepäck. Der Titel "Donner And Blitzen" könnte auch von Chefwarze Lemmy Kilmister stammen und bringt den Schnellball ins Rollen. Ein fescher Midtempo-Track, der bestimmt gute Unterstützung beim Filettieren und Tranchieren des Bratens bietet und durchaus an Lieder wie "Hell Patrol" von "Painkiller" anknüpft.

Dagegen zieht der Closer "Protected By The Light" dem Hörer den Boden unter den Füßen weg wie der selbstverbrannte Obstler von Opa Alfred. Die Balladen-Dichte sorgt tatsächlich für Unmut. Besinnlichkeit hin oder her, aber Tracks wie "Hark! The Herald Angels Sing" oder das gnadenlose "Deck The Halls" liefern einen größeren Beitrag zum Weltfrieden. Hier verschaffen sich die angestauten Aggressionen gehörig Luft, Mitgröhl-Kompatibilität inklusive. Von einer Auferstehung wie auf "Resurrection" sind diese härteren Tracks allerdings weit entfernt.

Das englische Traditional "God Rest Ye Merry Gentleman", enthält mit den geilsten Scream der Platte, orientiert sich mit seinem ostinaten Riff überdeutlich an "I Don't Know" von Ozzy. Der Halford springt aber auch auf jeden "Crazy Train" auf ... Bei "Morning Star" kriegen selbst Ochs und Esel das große Säuseln. Die hippieske Schunkel-Nummer hätte selbst den frisch geborenen Messias traumatisiert.

Wer Bock hat auf Kuriositäten oder seiner Familie ein humorvolles Fest bereiten möchte, greift hier zu, wie mein dreijähriger Sohn nach der ersten Tüte Spekulatius im August. Ansonsten gilt die Devise: Mut zur Lücke. "Celestial" ist schon mit dem Datum des Erscheinens Schnee von gestern.

Trackliste

  1. 1. Celestial
  2. 2. Donner And Blitzen
  3. 3. God Rest Ye Merry Gentlemen
  4. 4. Away In A Manager
  5. 5. Morning Star
  6. 6. Deck The Halls
  7. 7. Joy To The World
  8. 8. O Little Town Of Bethlehem
  9. 9. Hark! The Herald Angels Sing
  10. 10. The First Noel
  11. 11. Good King Wenceslas
  12. 12. Protected By The Light

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