laut.de-Kritik

Ein Bein im Club, das andere am Badesee.

Review von

Ob früher als eine Hälfte der Wighnomy Brothers und Mitbegründer des Freude am Tanzen-Labels oder heute unter eigenem (Künstler-)Namen: Die internationale Techno-Szene feiert Robag Wruhme seit Jahren für seine konstant erstklassigen Veröffentlichungen und DJ-Sets.

Obwohl es sich bei "Olgamikks" sowohl um seine dritte Mix-CD als auch um seine dritte Remix-Kollektion handelt, darf man diesmal erneut jubeln. Der Mix umfasst einige der besten Remixe Wruhmes der letzten Jahre und bildet doch ein organisches Set. Da haben die Leute vom Nachtdigital sich und uns ein richtiges Schmankerl geschenkt.

Anlass lieferte das 15. Jubiläum des gemütlichen elektronischen Festivals. "Olgamicks", benannt nach dem kleinen Bungalowdorf Olganitz im Spreewald, wo das Festival jedes Jahr stattfindet, ist weit mehr als eine nette Idee und ein mehr oder weniger belangloser Cocktail. Auch wenn es angesichts der Vielzahl solcher Jubiläums-Mixturen zunächst danach klingt.

Es beginnt hochkarätig: "The White Flash" im "Robags Vatimfonkk Rekksmow" (so heißt das in Wruhmes Fantasie-Skandinavisch) ist der Remix einer Kooperation von Modeselektor und Thom Yorke. "We have all the time in the world", singt Radiohead-Kopf Yorke da, und das klingt ausnahmsweise einmal überhaupt nicht entfremdet. Der Track wirkt mit seinen seichten Blips und Beeps, weichen Bässen und trockenen Beats so winterlich warm wie verträumt melancholisch.

Diese Wärme durchzieht den ganzen Mix. Das Tempo bleibt konstant bei sehr entspannten 122 BPM und auch das Soundspektrum verändert sich die gesamten 61 Minuten über kaum. Wruhme macht selbst so eigenständige Arbeiten wie die von Gui Boratto, Extrawelt oder Dntel (unter anderem of Postal Service-Fame) erkennbar zu seinen eigenen. Mit dem zweiten Track, einem Remix von Audisions "Red Sky", wird die Geschichte etwas treibender. Der Mix bleibt aber auch von hier an mit nur einem Bein im Club, mit dem anderen am Ufer eines Badesees.

"Heimat" vom ebenfalls überall gefeierten Kollektiv Turmstrasse im "Turmkolle Rekksmow" bildet den ersten Höhepunkt. Das Kollektiv beackert ja ähnliche Tech House-Gefilde wie Wruhme. Vom Track bleibt trotzdem nicht viel mehr als diese unglaublich sehnsüchtige Melodie, die Wruhme derart betont, dass sie fast schon ins Pathetische kippt. Kurz bevor es dazu kommt, setzt aber ein oldschooliger Bass ein. Erst nach einem vergleichsweise düsteren Intermezzo darf sich die Melodie erneut in den Song schleichen.

Derartiges sorgt immer dafür, dass man den Mix weniger als eine Aneinanderreihung ineinander gemischter Tracks wahrnimmt, sondern eher als einen einzigen Fluss. Die einzelnen Titel durchlaufen selbst oft zahlreiche Metamorphosen (ganz extrem beim "The Greasy"-Remix). Anfang und Ende bemerkt man oft nicht, so sorgfältig ist hier alles in eins gemischt. Die für Wruhme charakteristischen Störgeräusche und Field Recordings, die immer wieder auftauchen, verstärken den Eindruck dieser Homogenität.

So viel wie in Wruhmes letzem Mix "Wuppdeckmischmampflow" passiert trotzdem nicht. "Olgamikks" bewegt sich eher zwischen jenem und dem fast ambienten Studio-Album "Thora Vukk", immerhin Album des Jahres bei der De:Bug. Auch eine ausgeprägte Dramaturgie geht dem Mix ab, er zielt eher auf ein mehr oder weniger gleichbleibendes Energie-Level.

"Pokatoll" beschließt das Set, einer von drei unveröffentlichten Wruhme-Tracks, die sich ebenfalls im Mix verstecken. Noch etwas langsamer wirds hier. Dann stoppt die Nummer für einen kurzen Moment ganz und läuft anschließend mit Bläserklängen aus. Ein versöhnliches Ende für diese überaus gelungene Kreuzung aus Mix und Remix-Collection.

Trackliste

  1. 1. Modeselektor feat. Thom Yorke - The White Flash (Robags Vatimafonkk Rekksmow)
  2. 2. Audision - Red Sky (Robags Sain Grobian Mikks)
  3. 3. Fenin - None Of Them (Robags Berfa Lubb Dubbse)
  4. 4. MRI - Rejam (Robags Diplopie Myx Attacke)
  5. 5. Kollektiv Turmstrasse - Heimat (Robags Turmkolle Rekksmow)
  6. 6. Monster - This Is For You (Robags Chukka Boot Rekksmö Version 2)
  7. 7. Robag Wruhme - Kuttenrolch
  8. 8. Romboy Vs Bodzin - The Alchemist (Robags Kopakkmuuf Rekksmow)
  9. 9. Gui Boratto - No Turning Back (Robags Likkalize Love Remix)
  10. 10. Extrawelt - Neuland (Robags Rexmow 001)
  11. 11. DNTEL - Jitters (Robags Emens Wortsch Remix)
  12. 12. Claude Van Stroke feat. Bootsy Collins - The Greasy (Robags Mother Jones Remix)
  13. 13. Audision - Yellow Sunset (Robags Stoylago Edit)
  14. 14. Robag Wruhme - Pokatoll

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