laut.de-Kritik
Ich bin stark, die Welt kann mir nichts anhaben.
Review von Mathias MöllerRon Sexsmith ist die wohl mitreißendste Heulsuse, die mir je unter die Tränensäcke gekommen ist. Sein "Retriever" brachte mich regelmäßig zum Schluchzen, und auch im Konzert transzendiert der Trauerkloß aus Kanada eine derartige Melancholie, dass der berühmte zugeschnürte Hals noch auf dem Heimweg anhielt.
Nun also das neunte Album, und siehe da, er scheint hier und da etwas Sonnenschein genossen zu haben in der Zeit seit der letzten Platte. Das eigenwillig gesummte Intro "Spiritude" mit seiner wunderschönen Klaviermelodie leitet über in das relaxte "This Is How I Know".
Das ganze ist sehr erwachsen instrumentiert und arrangiert, böse Zungen mögen es Fahrstuhlmusik nennen, wohlgesonnenere Zeitgenossen nennen es Lounge-Pop.
Und, der Beelzebub soll mich holen, ich höre sogar so etwas wie eine positive Message heraus. Die verstärkt eingesetzten Bläser tragen zur Poppigkeit und zum guten Lebensgefühl bei. Erst "Thoughts And Prayers" nimmt sich etwas zurück und Sexsmith wirkt wieder etwas verletztlicher als noch zuvor.
Doch die Horns kehren zurück. Und sie sollen zeigen: Ich bin stark, die Welt kann mir nichts anhaben. Das ist gut so, denn der lebensfrohere Ron Sexsmith gefällt fast noch einmal so gut wie der Trauerkloß. Wenn er sich so sophisticated poppig präsentiert wie auf "Exit Strategy Of The Soul" allemal.
Noch keine Kommentare