laut.de-Kritik
Gegen die Banalität des elektronischen Schönklangs.
Review von Alexander CordasSatan existiert. Der Gegenspieler weilt tatsächlich unter uns. In immer kürzer werdenden Abständen bringt er sein Gift unter die Menschheit. Der Antichrist und Verderber hat es sich zur Aufgabe gemacht, die armen Sünder auf diesem Planeten mit Chillout-Mucke gefügig zu machen. Im steten Geblubber des Downbeats verwirrt er die Sinne Menschheit.
Die Saafi Brothers standen dem stets wie eine kleine Bastion der Aufrechten gegenüber. Gegen die Banalität des ruhigen elektronischen Schönklangs errichteten sie ihre eigene kleine Trutzburg, in die man sich flüchten konnte. Gerne suchte man bei den beiden Brüdern Schutz, wenn wieder einmal einer im Bekanntenkreis mit der gefühlten tausendsten Auflage einer drögen Ibiza-Compilation vor der Nase herum wedelte.
Das Duo bewegt sich nämlich entspannt abseits klischeebehafteter esoterischer Erleuchtungs-Pfade. Einfach entspannt die Seele baumeln lassen und in die subsonischen Tiefen ihrer Konstruktionen eintauchen. Das war die Maxime bis zu "Liquid Beach", von der sie sich jetzt ein klein wenig abwenden.
Die aktuellen Tracks beinhalten ein paar Vocals mehr, die Atmosphäre der einzelnen Stücke gestaltet sich etwas luftiger, weniger düster und zwingend, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass dem Gesamtbild ein wenig der unmenschlich schiebende Bass des Vorgängers abgeht. Die neue Lockerheit der Brüder - die jetzt übrigens wieder mit Ur-Saafi Alex Azary werkeln - mündet jedoch nicht in Popsong-Formate. Nach wie vor geben sie ihren Babys genügend Zeit, sich zu entfalten.
Dies macht sich vor allem bei "Under The Sun" positiv bemerkbar. Umher flirrende Klänge und ein drängender, aber nicht aufdringlicher Beat verleihen diesem Opus genau den schönen Flair, den das bereits erwähnte Vorgänger-Album auszeichnete: packend, im besten Sinne repetitiv, verspielt, aber nicht überladen.
Diese Stimmung geht aber leider einigen Kollegen aus der Trackliste ab. Der Opener "Supernatural Pt. II" (seit wann steht der zweite vor dem ersten Teil?) tappt fast in die Klischee-Chillout-Falle. An den für die Saafis untypischen Gitarren liegt es jedoch nicht, dass das etwas platt klingt. Auch "Ready For The Rise" dümpelt vor sich hin und zündet ebenfalls nicht so recht. Hier macht sich eine gewisse Café Del Mar-Ausgelutschtheit bemerkbar.
Obwohl "Supernatural" in seiner Gesamtheit nicht an "Mystic Cigarette", "Midnight's Children" und schon gar nicht "Liquid Beach" heran kommt, bohren die Saafi Brothers jedoch auch anno 2007 ein ziemlich dickes Brett im Bereich der elektronischen Musik.
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