laut.de-Kritik

Gleich die Eröffnungsnummer zerstreut alle Bedenken ...

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Dass französischer Hip Hop rockt wie Sau, ist ja glücklicherweise schon lange kein Geheimnis mehr, ebenso wenig wie das Wissen darum, dass hier die Saian Supa Crew an vorderster Front mitmischt. Leicht besorgt beobachtete der Fan das Abdriften der Herren in Soloprojekte sowie den Ausstieg Spectas - sollte dies das Ende der Truppe bedeuten? "Back in the biz we're still the same!" Gleich die Eröffnungsnummer "Blow" zerstreut alle Bedenken. Vier Jahre nach der letzten Veröffentlichung nunmehr nur noch zu fünft, hauen die Herren mit ihrem dritten Album auf die Kacke wie eh und je.

Aber Moment mal. "Back in the biz we're still the same"? Wird etwa nicht mehr auf französisch gereimt? Keine Sorge, die frankophilen Fans kommen überreichlich auf ihre Kosten. Aus dem sprachlichen Rahmen fällt der Gastauftritt von Patrice. Akustische Gitarre und Gesang im zugehörigen Intro gemahnen an Patrices Anfangszeit als Singer/Songwriter, während sich mit "96 Degreez" mit dickem Bass, typischen Keyboardsounds und Gesangseinlagen aller Beteiligten eine satt produzierte Nummer anschließt, die eher im Reggae denn im Hip Hop wurzelt. Daneben wird in den internationalen Versionen von "Blow" und "Hold Up" auch auf Englisch gerappt; abgesehen davon bleiben die Saians dem Französischen treu.

Die gelegentliche Vermischung der Sprachen unterstreicht zusätzlich die durch die verschiedenen Klangfarben der Stimmen geschaffene Vielfalt. "Poison", recht finster in der Grundstimmung, liefert eines von vielen Beispielen hierfür: Mal scheinen die Rhymes aus dem tiefsten Keller zu grollen, mal jagen sie hell und näselnd über den Beat; Umschalten zwischen Rap und Gesang steht ohnehin auf der Tagesordnung. MCs und damit Stimmlage und Stil wechseln beständig, stellenweise ("Originales") auch Zeile für Zeile. Ob gerappt, gefühlvoll schmachtend gesungen oder in bester Ragga-Manier getoastet wird: Für Atempausen bleibt wenig Zeit.

Musikalisch gestaltet sich "Hold Up" mindestens ebenso facettenreich. Elektronische Beats wie in "Blow" oder "Originales" treffen auf voluminöse Bässe aus der Dancehall: In "Jungle" rummst ein bassiger Raggabeat mit der Percussion um die Wette, "Hold Up" bietet (nach einem rockenden Gitarrenriff zu Beginn) treibende, dynamische Raps; die Drums dazu könnten ohne weiteres aus "Fifty Ways To Leave Your Lover" entlehnt sein. Der Titeltrack eignet sich problemlos als Opener einer jeden Live-Show; die Aufforderung an alle B-Boys, alle Ladies, "Now scream!", dürfte eine überflüssige sein. Mit "Rouge Sang" schließt sich ein erstaunlich vertraut wirkender, auf Akustikgitarre und Streichern basierender Reggaetune an.

"Zonarisk" schlägt mit trockenem, eisern durchgehaltenen Rhythmus und präzise gesetzten Rhymes ins Genick, eine R'n'B-Schnulze, die passagenweise sogar Barry White-Appeal besitzt, kommt mit "So Into You" dazu. In "Si J'avais Su", einer ausgesprochen gitarrenlastigen Hip Hop-Produktion, erweitert Camilles Gesang das ohnehin schon breite Spektrum der Supa-Crew-Vokalisten um höhere Töne. "A Journey Into Sound", in der Tat. Was fehlt noch? Ah ja, ein clubtauglicher Burner: Wir nehmen mal "La Patte" - trotz leicht alberner Backgroundgesänge absolut tanzbar.

Ein wenig dünn wird es gegen Ende: "Mama" bekommt das geträllerte Intro nicht wirklich; dem Stück mangelt es insgesamt an Mächtigkeit, obwohl im Verlauf durchaus hörenswerte Bläser ins Spiel kommen. Der Disco-Beat in "Fly" hinterlässt einen schwachbrüstigen Eindruck, und der enervierende Instrumentaleinsatz in "Jacko" verlangt dem Hörer schon reichlich Geduld ab.

Dennoch erweist sich "Hold Up" als in sich stimmig. Auch diesmal wird es wieder heißen, die Saian Supa Crew nehme die französische Szene nicht ernst genug. Recht so! Verbissenheit gibt es im Rap-Game ohnehin mehr als genug.

Trackliste

  1. 1. Blow (International Version)
  2. 2. La Patte
  3. 3. Jungle
  4. 4. Zonarisk
  5. 5. Feceps
  6. 6. Intro 96 Degreez feat. Patrice
  7. 7. 96 Degreez feat. Patrice
  8. 8. Hold Up (International Version)
  9. 9. Rouge Sang
  10. 10. Poison
  11. 11. Si J'avais Su feat. Camille
  12. 12. Tanaka Sound (Interlude)
  13. 13. So Into You
  14. 14. Originales
  15. 15. Malgré Les Galères
  16. 16. Mama
  17. 17. Jacko
  18. 18. Fly

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