laut.de-Kritik

Wie ein Rosinenpicker darf man die Perlen suchen - und wird fündig.

Review von

Saint Etienne, ursprünglich mal mit einem der Unwörter schlechthin, nämlich "Easy Listening", etikettiert, schlagen wieder zu. Bob Stanley, Peter Wiggs und Sängerin Sarah Cracknell liefern ihren Fans Album Nummer sechs. Während in der Vergangenheit auch schon mal die Cardigans oder Morcheeba heran gezogen wurden, um den Sound der Briten zu beschreiben, hinken derartige Vergleiche, wenn es um "Finisterre" geht.

In ihren Sternstunden klingen Saint Etienne heute vielmehr nach Commercial Breakup. Die erfreuliche Single-Auskopplung "Action" etwa verbindet freundlich-fröhliche Dance-Sounds mit einem schmissigen Refrain, was einen prädestinierten Ohrwurm zur Folge hat. In diesem Fall: Experiment Pop geglückt. Neben "Action" steht das schlichte "Language Lab" auf der Haben-Seite. Unbeschwerte, leicht verdauliche Instrumentalkost zum Mitpfeifen, garniert mit Streichern, Gitarre und Querflöte.

Als unverzeihlich und ungenießbar erweist sich dagegen "Soft Like Me". Auch Wohlgesonnene und Hartgesottene müssen hier mehrere Anläufe nehmen, um Derartiges von Anfang bis Ende zu goutieren. Finger weg von Rap-Parts auf ausgewiesenen Pop-Scheiben! Der Auftritt von MC Wildflower klingt hier im seichtesten und schlechtesten Song der Platte einfach nur billig. Nach diesem tiefen Griff ins Klo fällt es schwer die restlichen Songs überhaupt noch ernst zu nehmen.

Schlimmer wirds dann zwar nimmer, aber viel besser eben auch nicht. "Shower Scene" stellt den Quoten-Housetrack, und wie zuvor auch schon "Amateur" demonstrieren "New Thing" und "B92", dass die Nachricht, dass Elektropop und Eighties Revival auch nicht ewig währen, zu Saint Etienne noch nicht durchgedrungen ist. Die Tatsache, dass "Finisterre" angeblich "am Ende der Welt" aufgenommen wurde, kann vielleicht als Erklärung herhalten.

Da haben Saint Etienne ihr erstes wirklich chartstaugliches Album gezimmert, das irgendwo zwischen schön, peinlich, kitschig und einfallslos rangiert. Wie ein Rosinenpicker darf man die Perlen auf "Finisterre" suchen und wird auch fündig. Nur eben nicht satt.

Trackliste

  1. 1. Action
  2. 2. Amateur
  3. 3. Language Lab
  4. 4. Soft Like Me
  5. 5. Summerisle
  6. 6. Stop And Think It Over
  7. 7. Shower Scene
  8. 8. The Way We Live Now
  9. 9. New Thing
  10. 10. B92
  11. 11. The More You Know
  12. 12. Finsiterre

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