laut.de-Kritik

Versierter Mix aus Pop, Soul und Americana.

Review von

Keine Frage: Ihre stilistische Vielseitigkeit stellt einen der großen Trümpfe der Hamburger Singer/Songwriterin San Glaser dar. Das für sie typische Wandern auf verschiendenen musikalischen Pfaden gelingt auch 2014 treffsicher und mit einem Händchen für gelungenes Songwriting.

Die "Memory Lane" führt, ausgestattet mit einem stimmigen Arrangement, auf die Straße des Americana. Im Outro treffen dann indonesische Gamelan-Klänge auf den charakteristischen Sound einer Hohner-Orgel. Dieser Kunstgriff mündet in einen aufregenden Wettstreit gegensätzlicher Klangfarben, die letztlich aber miteinander harmonieren. Gleichberechtigt nebeneinander besetzen sie dennoch ihren ganz eigenen Platz – entsprechend der unterschiedlichen Kulturen, in denen San Glaser aufwuchs.

Nächster Zwischenstopp: Der 70er Jahre-Dancefloor. "This Bliss" präsentiert eine verspielte, soulige San, die den Ausflug unter die bunt flirrende Discokugel hörbar genießt. "Don't Leave Me Standing Here In The Rain" gefällt als melodiestarke Ballade mit üppigem Wohlklang-Arrangement, das angenehme Erinnerungen an den Burt Bacharach-Style der Sixties hervorruft.

Glasers Songs gelingt es, beim Zuhören Bilder im Kopf zu erzeugen - Bilder einer selbstbewussten Frau, die sich in unterschiedlichen Lebenssituationen zurecht findet, mögen sie auch noch so kompliziert sein. Ob stilvoll gekleidet an einer Bar lehnend oder vom Regen durchnässt am windigen Straßenrand wartend – die gebürtige Holländerin weiß ganz genau um die mal heller, mal dunkler funkelnden Facetten des Daseins.

Stets lässt die Wahlhamburgerin persönliche Erlebnisse in ihr Songwriting einfließen: In "Song For Céra" verarbeitet San den frühen Tod der von ihr geliebten Cousine. Doch nicht in Gestalt einer sentimental-rührseligen Ballade, sondern mit einer bewegenden Kompostion, die das Prinzip Hoffnung nie außer Acht lässt. Swingend und höchst charmant trägt San auch den holländischen Evergreen "Als Sterren Flonk'rend Aan De Hemel Staan" vor.

Eine Schar versierter Band-Musiker, bestehend aus Mitgliedern der Anfangstage sowie neu hinzugestoßenen Gastmusikern, sorgt für bewusst erdig gehaltenen und gleichzeitig ausgefeilt-detailreichen Sound. Die gefühlvollen Streicherarrangements gehen aufs Konto der Multiinstrumentalistin Anne de Wolff. Die Drum-Arbeit teilt sich das Trio Tobias Held, David Paulicke und Oliver Spanuth. Maik Schott, Pablo Escayola und Martin Wenk veredeln die Tracks mit Keyboards, Percussion und Trompete. Für die variantenreichen Bass- und Gitarren-Parts greifen Arnd Geise und Ulrich Rode in die Saiten.

Tummelte sich der Alben-Erstling "Never In Vain" in erster Linie vornehmlich noch in Jazz-Gefilden, wartete der Nachfolger "New Road" bereits verstärkt mit Klängen aus der Singer/Songwriter-Ecke auf. "Beautiful Stranger" fügt dem bisherigen Schaffen weitere Nuancen hinzu: Folk, Bluegrass, Pop, Jazz und Soul gehen in Sans Liedern stets harmonische Verbindungen ein.

Trackliste

  1. 1. Memory Lane
  2. 2. This Bliss
  3. 3. Don't Leave Me Standing Here In The Rain
  4. 4. Beautiful Stranger
  5. 5. How
  6. 6. Song For Céra
  7. 7. Tryin'
  8. 8. Not What It Seems
  9. 9. Traveling
  10. 10. More
  11. 11. Als Sterren Flonk'rend Aan De Hemel Staan
  12. 12. Don't Be Afraid (Bonustrack)
  13. 13. In My Dreams (Bonustrack)
  14. 14. Waktu Hujan Sor*Sor* (Bonustrack)

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