laut.de-Kritik
Leicht angerockte und doch recht handzahme Popmusik.
Review von Dani FrommVier Jahre kein Sasha-Album - ich bin sicher: Die Fans mussten leiden. Die echten Fans ließen sich unter Garantie auch nicht von der zwischengeschobenen Blitzkarriere eines Dick Brave trösten. Der schwamm schließlich auf einer ganz anderen (hochgradig vergnüglichen) Welle. Mittlerweile wurde - schade genug - Sashas Rockabilly-Alter Ego eingemottet. "Open Water" repräsentiert "Sasha, von vorne bis hinten", wie uns der Künstler persönlich verrät. Das Original meldet sich also zurück.
Ich stelle fest: Mir hat Sasha nicht wirklich gefehlt. Er setzt zwar die mit "Surfin' On A Backbeat" eingeleitete Abkehr vom Teenie-Schmuse-Pop fort, was zu begrüßen ist. "Open Water" schmerzt - nebenbei genossen - auch keineswegs (wie ich, zugegeben, befürchtet habe). Perlen der Songwriter- und Sangeskunst hören sich dennoch anders an.
Die Qualität von Pop-Musik steht und fällt mit den Melodien - und die lassen auf "Open Water" schwer zu wünschen übrig. Weder eingängig noch besonders komplex bleiben die Nummern kaum im Ohr und verblüffen an keiner Stelle durch clevere Konstruktion oder ausgefallene Arrangements. Sasha reißt mich stimmlich nicht ansatzweise vom Hocker, besonders dann nicht, wenn er sich - wie in "Breathe" - an tieferen Tonlagen versucht. Das wirkt schon alles sehr bemüht. In den Höhen scheint unser Mann wesentlich eher zu Hause zu sein.
Verhalten in Begleitung einer Akustikgitarre anfangen, im zweiten Vers das Schlagzeug nachlegen und sich zum Abschluss ein wenig rockig präsentieren: so das gängige Strickmuster. Bei "How Do You Know" angekommen, bin ich auf dieses Schema bereits so eingeschossen, dass ich den ganzen Song hindurch auf den Einsatz der Drums warte. Reingefallen: Sasha beschränkt sich auf Gitarre und Klavier - und beschert mir eine der raren Überraschungen des Albums.
Ebenfalls auf der Haben-Seite verbuche ich "Miracle Mile", das mit treibendem Rhythmus von Beginn an ordentlich Druck macht (und ahnen lässt, dass sich im heimischen Plattenschrank wohl die eine oder andere Beatles-Aufnahme anfindet). "Wake The Sun" - ebenfalls in rascherem Tempo und gar nicht weinerlich - geht in Ordnung, und "Goodbye" hat wahrhaftig das Zeug zu einer Mitgröhl-Hymne fürs Stadion.
Abgesehen davon bietet "Open Water" mäßig interessante, leicht angerockte und dabei doch immer sehr handzahme Popmusik. "Im a freak!" versucht uns Sasha in "Automatic" weiszumachen. Oh nein, Herr Schmitz! Das glaube ich nicht.
Noch keine Kommentare