laut.de-Kritik
Mr. Klum bewirbt sich um die Krone des Karaokekönigs.
Review von Sven KabelitzWie schön muss es sein, das Leben als coole Sau, der weder Lupus noch Heidi Klum etwas anhaben können? Egal wie sehr sich Seal auch in tiefste Peinlichkeiten stürzt, er bleibt immer der Unantastbare mit der erstklassigen Stimme. Die Grenze zum Unerträglichem scheint bei ihm um einiges höher zu liegen, als bei anderen Musikern. Sein Output der letzten Jahre legt allerdings die Schlussfolgerung nahe, dass er wissentlich versucht, eben diese Grenze auszuloten.
Da ein Coveralbum (und die dazugehörige Live-CD) mit halbgar zusammengestellten Soul-Songs alleine noch nicht auszureichen scheint, versucht es Seal nun einfach mit einer Fortsetzung und bewirbt sich damit um die Krone des Karaokekönigs. Das komplette Scheitern des Unterfangens verhindern dabei nicht etwa Seal oder die aalglatte Produktion von Trevor Horn. Es sind ganz allein die zeitlosen Songs.
"Let's Stay Together" konnte schon die Heavy Rotation zu Zeiten von Pulp Fiction nichts anhaben. Seal bekommt es auch nicht kaputt - selbst DJ Ötzi würde sich schwer tun. Trotzdem bleibt das Stück eine außergewöhnliche Nummer, zurecht als erste Single ausgewählt.
Aber genau hier zeigt sich eines der Hauptprobleme von "Soul 2". "Let's Stay Together" weicht bis auf ein paar kleine Streicherspielereien nicht vom Original ab. Man hätte die alten Al Green-Bänder nehmen und dessen Stimme mit der von Seal ersetzen können. Kreativität ist etwas anderes.
Dieses Konzept bleibt über das ganze Album erhalten. Maximal kleine Variationen trennen die einzelnen Tracks von ihrem Vorlagen. So setzt das Schlagzeug bei "What's Goin' On'" etwas später ein, Streicher überladen "Back Stabbers". Spätestens bei "Ooh Baby Baby" und "Love Wont Let Me Wait" mit dessen unerträglichem Saxophonsolo wird aber der kritische Grad der Aussüßung erreicht.
Am Ende bleibt der Eindruck, Seal möchte einfach die Lücke füllen, die das musikalische Ableben von Größen wie Tina Turner, Rod Stewart oder Phil Collins in den Herzen der Nichtmusikhörer hinterlassen hat. Bei einem direkten Vergleich der Soul-Coveralben von Phil Collins und Seal bemerkt man, dass der blasse Engländer zumindest in Sachen Songauswahl die spannendere Alternative bietet.
Insgeheim wünscht man Seal die Energie, sich in ein Studio zurückzuziehen und an wirklich gutem Material zu arbeiten. Der Glaube daran geht aber von Album zu Album weiter verloren. So bleiben er und seine Stimme weiterhin eine Partnerschaft der vergebenen Chancen.
7 Kommentare
Ne. Der Titel geht doch schon an footsteps 2 von onkel Chris de burgh.
Ne. Der Titel geht doch schon an footsteps 2 von onkel Chris de burgh.
Ich finds nur schrecklich das sich Trevor Horn für sowas hergibt. Einfach peinlich.
noch schlimmer...
die erste von 1991 mocht ich eigentlich damals recht gern.
Stimme dem letzten Kommentar von Bodenseenebel zu: Die erste "Soul" war eine nette Soulscheibe, die man eigentlich mögen musste/konnte. Datt hier is'n Zock so schlaff wie nur was - braucht kein Mensch... 1,5/5