laut.de-Kritik
Abseits der Tanzfläche und Detroit fest im Visier.
Review von Daniel StraubNach dem Release ist vor dem Release - scheint das Motto des Berliner Produzenten René Pawlowitz zu sein. Unter seinem Pseudonym Shed hat er vor zwei Jahren sein erstes Album "Shedding The Past" veröffentlicht. Ein Format, an dem der Berliner offensichtlich gefallen gefunden hat.
Denn auf Maxi-Veröffentlichungen verzichtet er seither und widmete sich stattdessen der Arbeit an "The Traveller". Dem Berghain-Label Ostgut Ton bleibt Shed auch mit diesmal treu. Und Konstanz ist auch in Sachen Sound angesagt.
Die Parallelen zum Erstling sind nicht zu überhören. Detroit bleibt der zentrale Fixpunkt im musikalischen Schaffen von Shed. Hier holt er sich einen guten Teil der Inspiration. Im Ergebnis führt das nicht selten zu einem spröden Charme. Viele Tracks scheinen beim ersten Hören unfertig und mit einem kleinen Makel behaftet. Es ist aber gerade dieser Zustand des Unvollendeten, der den Stücken auf "The Traveller" ihren eigenen Charakter gibt.
Techno-City ist jedoch längst nicht der einzige Bezugspunkt in der Musik von Shed. Dubstep, in den vergangenen Jahren von den britischen Inseln auf den Kontinent hinübergeschwappt und sich in Berlin nachhaltig festgesetzt, dient für René Pawlowitz als Punkt künstlerischer Rückkopplung.
Das war bereits auf der Remix-Auskopplung seines ersten Albums zu hören. Neben dem britischen Techno-Urgestein Surgeon steuerte auch der holländische Dubstep-Produzent Martyn einen Remix bei. Schaut man sich zudem die Tracklist seines DJ-Sets an, das er kürzlich für das britische Online Magazin Fact eingespielt hat, dürfte das kaum überraschen.
Gleichzeitig rückt Shed seinen Sound mit "The Traveller" ein gutes Stück Weg vom DJ-Einsatz. Kaum ein Track, der sich für den Einsatz im Club empfehlen würde. Aus dieser Entwicklung spricht ein gutes Stück Selbstvertrauen.
Der Produzent Shed braucht die Rückkopplung mit der Tanzfläche nicht mehr um jeden Preis. Seine Tracks haben sich vielmehr emanzipiert. Wenn sie dennoch von DJs gespielt werden, gut. Wenn nicht, auch egal.
2 Kommentare
endlich mal wieder einer meinung mit dem straub
ich vergeb in letzter zeit zu oft die doblerschen drei punkte. das polarisiert....:)