laut.de-Kritik
Retrospektive einer der einflussreichsten NYHC-Bands.
Review von Michael EdeleJa genau, in jeder gottverdammten Review im Netz erzählt irgendwer etwas davon, dass Sheer Terror eine der einflussreichsten New York Hardcore-Bands waren. Aber find mal ein paar anständige Informationen über die Jungs im World Wide Web. Das ist beinahe eine Sisyphus-Aufgabe.
Doch fortan nicht mehr, denn Sheer Terror haben nicht nur ihre beiden Reunion-Gigs im legendären CBGB's in New York am 9. und 10. Oktober 2004 mitgeschnitten und sowohl auf DVD als auch auf CD verewigt, sondern sie auch eine einstündige Band-Dokumentation abgefilmt, die quasi keine Fragen über Ursprung, Intention und Einstellung der Band offen lässt. Da Sänger Rev. Paul Bearer nicht unbedingt zu der Kategorie "Sprecher mit BBC-Englisch" zählt, sollte man aber zumindest gut aufpassen.
Anstatt sich nur auf die treibende Kraft hinter Sheer Terror zu konzentrieren, tauchen immer wieder unterschiedlich lange Einschübe von Interviews mit sämtlichen (Ex-)Mitgliedern auf, die die Geschichten des Reverend perfekt abrunden. Ebenso kommen Musiker von den Dropkick Murphys, Sick Of It All, Ramones, Hatebreed oder Prong zu Wort, die mit den Jungs einiges erlebt haben, oder sich auf Sheer Terror als direkten Einfluss berufen (wie z.B. Joey Z von Life Of Agony).
Dabei kommen nicht nur interessante Informationen, sondern auch zahlreiche Anekdoten rum, die immer wieder zum Lachen anregen. So ließ sich Drummer Pat beispielsweise den Bären aufbinden, dass in Deutschland im Winter heißes Wasser gespart werden muss, weshalb er nur kalt duschen könnte. Nachdem der Kerl nach dem ersten Gig dort im Winter mit einer gesunden lila Hautfarbe aus der Dusche zitterte, musste ihn der Tourmanager erst mal aufklären, dass ihn die anderen Jungs kräftig verarscht hatten.
Überhaupt haben sämtliche Protagonisten eine dermaßen sympathische Ausstrahlung, dass man gar nicht glauben mag, welche Energie die Jungs über die Jahre auf der Bühne freigesetzt haben. Wie das ausgesehen, sich angehört und angefühlt haben muss, lässt sich in der Konzertaufnahmen nachvollziehen. Sound und Bildqualität sind durch die Bank okay, wenn auch nicht überragend, was bei einer Band wie Sheer Terror aber keinen Beinbruch darstellt.
Zwar ist der Schnitt gelegentlich etwas nervend, das fällt jedoch nur bedingt ins Gewicht. Viel eher bedauert man, dass es gerade mal 18 Songs auf die DVD und nur 15 auf die CD geschafft haben. Sollten die Nasen an zwei Tagen etwa tatsächlich die gleiche Setlist gespielt haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nicht noch mehr verwertbares Material gegeben hätte.
Schade, aber was soll's, immerhin ist im "Documentary" -Teil das rare Video zu "Broken" enthalten und wer einen so geilen DVD-Titel mit so einem coolen Cover verbindet, ist seinem Kultstatus mehr als gerecht geworden.
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