laut.de-Kritik
So klingt Pop im Jahr 2014.
Review von David HutzelSia Furler klingt exakt wie die Pop-Welt im Jahr 2014. Oder sollte man besser sagen: Die Pop-Welt im Jahr 2014 klingt wie Sia Furler? Schließlich hat sie in den letzten drei Jahren einige Hits für die ganz Großen geschrieben; so stammt beispielsweise Rihannas "Diamonds", Beyoncés "Pretty Hurts" und Britney Spears' "Perfume" aus der Feder der Australierin.
Selten tritt sie aus dem Schattendasein heraus: Der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem französischen Bumsbeat-Designer David Guetta ("Titanium") folgt Ende 2011 nur wenige Wochen später der Tanzflächenfeger "Wild Ones", bei dem sie neben Flo Rida ebenso Vocals beisteuert. "Kommerzieller Erfolg interessiert mich nicht", entgegnet Sia, auf ihre Verdienste um die Hitlists des Planeten in den letzten Jahren angesprochen. Doch mit ihrem fünften Soloalbum "1000 Forms Of Fear" scheint Sia das Image der bloßen Pop-Puppenspielerin, die stets maßgeblich beteiligt, aber nie im Vordergrund ist, ablegen zu wollen.
Der Erfolg der Vorab-Single "Chandelier" gibt dieser These Recht. Denn der Song klingt eben eher nach Chart-Hit aus dem Baukasten denn nach einer Mischung vieler verquerer Ideen, die Sia noch auf dem vorigen Album "We Are Born" von der Masse abhob. Sia steht für Zeitgeist-Pop. So sehr sie ihre Person demontiert und verschleiert (bezeichnend hierfür das Albumcover, auf dem ihr Gesicht nicht zu sehen ist), so unverschämt offen und einfach sind Stücke wie "Big Girls Cry" oder "Eye Of The Needle", die vollends in die Balladen-Kerbe schlagen.
Wenigstens kann ihre Klientel in Sachen Gesang von Mrs. Furler noch etwas lernen: Spielend bewegt sich ihre Stimme auf "1000 Forms Of Fear" zwischen tiefgehendem Lana Del Rey-Duktus und souliger Amy Winehouse. Über weite Strecken der Platte bleibt das alles, was Sia den immer tanzbaren, aber meist gesichtslosen Tracks entgegenzusetzen hat.
Ein Teil des Albums hebt sich allerdings klar vom Rest der Filler ihres Fünftlings ab. Das durch und durch organische "Hostage" sprengt das bisherige Klangbild. "Straight For The Knife" macht genau da weiter und installiert gegen Ende sogar subtil summende Gitarren-Sounds. "Elastic Heart" und "Cellophane" beweisen dann, dass selbst zutiefst synthetischer Pop – installiert man nur unkonventionelle Loops hier oder dunkle Bässe dort – spannend sein kann.
Ob "1000 Forms Of Fear" kommerziell an den Erfolg ihrer Schöpferin anknüpft? Wer weiß das schon. In Sachen Songwriting zeigt Sia Furler jedoch zumindest, dass dort noch einige Perlen mehr schlummern, als nach dem letzten Tanzflächenfeger vielleicht erwartet.
6 Kommentare mit 3 Antworten
Ouch I have lost myself again
Lost myself and I am nowhere to be found,
Yeah I think that I might break
I've lost myself again and I feel unsafe
So klingt Pop 2014: Tierisch langweilig.
Das Album ist ganz gut, textlich geht es um Ängste, die Musik will halt ein Kontrast ziehen, deshalb ist es stellenweise (leider) etwas zu fröhlich und dance. Aber es verbergen sich viele Nuancen. Ihr Duktus und Attitude heben sie von Perrys/Rihannas ab. Pop der sich nicht schämt hymnisch und kitschig zu sein, aber trotzdem gehaltvoll ist. Some people have real problems bleibt aber ihr bestes Album.
Kann ich so unterschreiben. Bin am WE auch endlich dazu gekommen die neue Scheibe zu hören. Es erinnert mich alles zu viel an die Interpreten für die sie sonst so schreibt, da hilft mir textliche Tiefe dann auch nicht wirklich - weniger herrlich schönschräg als sonst, auch von mir 3/5.
Wird leider mit jedem Album angepasster, gefällt mir aber noch ganz gut. Kein Überburner ala 'Breath me' oder 'Soon we'll be found' drauf aber kann man hören.
'Elastic Heart' mit Abstand bester Song.
Das vermutlich erhabenste Pop Album der Neuzeit bekommt nur 3 Sterne? Das ist doch absichtliche browokation! Unbegreiflich, wie man sich nicht bei den Hooks und Emotionen von "Chandelier", "Big Girls Cry" "free the animal" oder "Elastic Heart" erfürchtig auf die Knie werfen will um "Wir sind unwürdig!" zu flennen. Das ist fast schon Blasphemie!
Die Fans werden es kennen, aber ich empfehle dringend die Accoustic-Versionen von "Chandelier" und "elastic Heart" zu hören, zu krass.
Wer "Diamonds" verbrochen hat, kann kein Philanthrop sein.
All diese Rihanna-Tracks, etc., schätze sie hat für so einige Künstler geschrieben, müsste man mal listen, hätte ich 1.000 mal lieber von ihr selbst gehört.
Bei Diamonds höre ich immer Rihannas Stimme, fühle mich dennoch, als würde ich einen Sia-Track hören, was ja auch so ist..