laut.de-Kritik
Die Nürnberger covern Bob Dylan, Guns N'Roses und Monrose.
Review von Giuliano BenassiIn einem der besser gelungenen Werbespots dreht Lee Majors alias Colt Seavers eine Runde in einem Honda-Geländewagen. Auf seiner Spazierfahrt gelingt es ihm, einem stehen gebliebenen Lastwagen, einem Zug und einem Hubschrauber aus dem Weg zu gehen. Erst in der Hauseinfahrt legt er eine elegante Schleife mit blockierten Hinterrädern hin. Auch Action-Helden werden mit dem Alter zahm, so die Botschaft. Den Soundtrack dazu liefern Smokestack Lightnin' mit ihrer Version des Titeltracks der TV-Serie "Ein Colt für alle Fälle".
"Unknown Stuntman" ist eines der besten Lieder dieser Compilation, die Material aus den ersten zwei Alben "Soulbeat" (2000) und "Homecooking" (2005) der Nürnberger Band enthält. Dabei setzt sie nicht nur auf Coverversionen in countryeskem Gewand, sondern bietet auch drei Stücke aus der eigenen Feder: Das Rockabilly "Gimme More" sowie die TexMex-Verschnitte "Killing Time" und "Take My Hand".
Gitarrenlastig, mit Akustik-, Slide- und wenig verstärkten E-Instrumenten spielt sie sich ansonsten durch bekannte und weniger bekannte Klassiker. Etwa Bob Dylans "Don't Think Twice", Neil Diamonds "Solitary Man" oder "Run For Your Life" von den Beatles. Können diese drei Versionen als gelungen durchgehen, stößt die Combo anderswo auf deutliche Grenzen. Bei Johnny Cashs "Ring Of Fire" etwa, das einfach zu schnell gespielt ist, oder bei "Paradise City" von Guns N'Roses, dem die Würze des Originals fehlt.
Irgendwo dazwischen positioniert sich "Walk Away" von Tom Waits, das es in den Soundtrack zum Film "The Big Empty" schaffte. Ganz lustig die Idee, auch ein gänzlich anderes Stück mit Twang zu versehen, nämlich "Shame" der Popstars-Siegerinnen Monrose.
Trotz dieses Augenzwinkerns sind Smokestack Lightnin' lange nicht so kommerziell ausgerichtet wie The Boss Hoss oder Sasha alias Dick Brave. Ihre Musik hört sich eher an wie ein Liebhaberprojekt, wenngleich auf professioneller Ebene, und erinnert mit seiner im Hintergrund mitschwingenden Punk-Attitüde an Sons Of Jim Wayne.
Auch wenn der Werbespot anderes vermuten lässt, bietet "Modern Twang" keine klassische Stimmungs-Partymucke. Die Platte ist eher für spätere Stunden geeignet, wenn der harte Kern besoffen um den Tisch sitzt und die letzten Kippenstummel aus dem Aschenbecher fischt.
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