laut.de-Kritik

You say you bite? Well, I bite back.

Review von

Auf Snoop Doggs Alben der vergangenen Jahre stehen Freude und Leid so nahe beieinander, das ist schon kein Engtanz mehr. Jeden Glücksgriff erkaufte man sich mit mühsamen Durchpflügen der drei- bis vierfachen Menge mäßig spannenden Füllmaterials. Obwohl die Trackliste von um die 20 auf übersichtliche 14 Nummern eingedampft wurde, setzt "Malice N Wonderland" diese unschöne Tradition ungebrochen fort.

Snoops ursprünglich kommunizierter Plan, er wolle sich wieder stärker in klassisch-bissigen Gangster-Gefilden bewegen - er muss ihm irgendwo abhanden gekommen sein. Dabei gestaltet sich der Einstieg, lässt man das vermutlich überbordendem Vaterstolz geschuldete "Intro" großzügig unter den Tisch fallen, gar nicht übel.

Scoop DeVille bedient sich für seinen träge vorwärts schiebenden Beat zu "I Wanna Rock" eines Samples aus dem mittlerweile getrost als altehrwürdig einzustufenden Rob Base-Klassiker "It Takes Two". Der übertriebenen "Snooooooooop Dooooooooooog"-Chöre und des beständigen "Hey! Hey!-Gebrülls hätte es jedoch nicht bedurft, um klarzustellen, wer hier die Fäden in der Hand hält. "You say you bite? Well. I bite back."

"You know who I am", heißt es an anderer Stelle. "I'm the motherfuckin' dogg." So fies, so verschlagen, so lässig und gleichzeitig so verführerisch rappt kein Zweiter. Gerade das Verführerische wächst sich allerdings auch diesmal wieder zum Pferdefuß aus.

Es scheint, als sei hier einmal mehr jemand dem weit verbreiteten Aberglauben erlegen, Musik for the ladies müsse zwingend schmalztriefende R'n'B-Versatzstücke auffahren. Wohl zur Untermalung von "huggin' and touchin' and all this shit". Alter!

Jeder Dame, die Eier hat, ist ein knackiges "2 Minute Warning", das vom Durchladen bis - "fuck this rapshit! - zum finalen Schuss den gesteckten 120-Sekunden-Rahmen noch nicht einmal ausschöpfen muss, doch dreitausendmal lieber als ein irreführend "Special" betiteltes Stück Sülze, an dem nichts aber auch gar nichts speziell ist.

Ein in "1800" in allerbester Crunk-Manier abwechselnd "What?!" und "Hey!" grölender Lil Jon rockt einen aus der Versenkung ausgegrabenen R. Kelly, der austauschbarer als in "Pimpin' Ain't EZ" kaum klingen könnte, mühelos in Grund und Boden.

Wenn es denn schon unbedingt Gesang sein muss, dann doch bitte nicht endlos wiedergekäuter Vokalknödelbrei, wie ihn Brandy in Komplizenschaft mit Pharrell Williams anrührt. Gut, dass vorher der "last call for alcohol" ausgerufen wurde.

Nüchtern ließe sich "Special" so wenig verdauen wie The-Dreams doppelter Ausfall in "Gangsta Luv" und "Luv Drunk". Weit interessanter, mit Dancehall-Attitüde gewürzt, präsentiert sich Jazmin Sullivan in "Different Languages".

Soulja Boy dagegen gehörte eigentlich mitsamt dem Beat zu "Pronto" verboten. "I don't freestyle 'cause my style ain't free." Eher limitiert, sehe ich genauso. Was B Don dazu trieb, eine derart schauderhafte Chimäre aus Captain Future-Sounds und einer Melodie, die dem Repertoire eines Straßenmusik-Panflöten-Ensembles zu entstammen scheint, zu züchten ... Ich möchte es gar nicht genau wissen.

Dieser Scheußlichkeit stehen dann wieder produktionstechnisch gelungene Würfe gegenüber. Danja zimmert ein wuchtiges Stück Dirty South, das auf Dauer zwar ein wenig eintönig gerät, die katzenhaft schleichende Darbietung eines an Eigenständigkeit schwer einzuholenden Emcees jedoch bestens unterstreicht. "Will you say my name?", screwt es sich durch "That's Tha Homie".

Ist das noch notwendig? Ein anderer traute sich ohnehin doch gar nicht erst, den bösartigen 80er Jahre-Stier so bei den Hörnern zu nehmen, wie in "Secrets" vorgeführt - und machte, falls doch, garantiert eine erbärmliche Figur dabei. Nein, Berührungsängste liegen Snoop Dogg völlig fern. Das lässt seinen Output so durchwachsen erscheinen, so anstrengend, zuweilen so gruselig. Jedoch eines nie: langweilig.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. I Wanna Rock
  3. 3. 2 Minute Warning
  4. 4. 1800 feat. Lil Jon
  5. 5. Different Languages feat. Jazmine Sullivan
  6. 6. Gangsta Luv feat. The-Dream
  7. 7. Pronto feat. Soulja Boy Tell 'Em
  8. 8. That's Tha Homie
  9. 9. Upside Down feat. Nipsey Hussle & Problem
  10. 10. Secrets feat. Kokane
  11. 11. Pimpin Ain't EZ feat. R. Kelly
  12. 12. Luv Drunk feat. The-Dream
  13. 13. Special feat. Brandy & Pharrell
  14. 14. Outro

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