laut.de-Kritik
Schweißtreibende Mischung aus Dance-Pop und Ethno-Grooves.
Review von Toni HennigDas in New York ansässige Duo Sofi Tukker um Sängerin, Gitarristin und Drummerin Sophie Hawley-Weld sowie Produzent Tucker Halpern startete vor zwei Jahren mit "Drinkee" richtig durch. Die Nummer, die portugiesische Lyrics mit leidenschaftlichen Grooves verbindet, brachte ihnen erst letztes Jahr eine Grammy-Nominierung in der Kategorie "Best Dance Recording" ein. Nun erscheint mit "Treehouse" ein Debütalbum, das den neu gewonnen Status untermauert.
So setzt schon der Opener "Fuck They" auf eine schweißtreibende Mischung aus kraftvollen Trommelrhythmen und wummernden EDM-Bässen. Dazu gehen die sinnlichen weiblichen Vocals und der kühle männliche Sprechgesang in dem Track ein gelungenes Wechselspiel ein.
Dennoch überzeugt diese Platte dann am meisten, wenn Tucker sich auf seine produktionstechnischen Fähigkeiten verlässt und Sophie genug Raum gibt, ihre instrumentalen und stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Andernfalls beschwört die Musik schlimmste Eurodance-Erinnerungen herauf. Vor allem "Batshit" klingt wie eine misslungene Kopie von Right Said Freds Smash-Hit "I'm Too Sexy" aus dem Jahre 1991. Darauf hätte man als Hörer dann doch gern verzichtet.
Dagegen erweist sich das Grundkonzept von Sofi Tukker, Dance-Pop mit ein wenig Ethno-Flair zu kombinieren, größtenteils als ansprechend. In "Energia" macht sich Sophies Interesse für die brasilianische Kultur und Geschichte deutlich bemerkbar. Schließlich verbrachte sie einige Jahre am Zuckerhut. Von sehr viel Lebensfreude künden daher ihr temporeiches Spiel an den Trommeln und der Gitarre sowie ihre Vocals auf Portugiesisch in diesem Song.
Darüber hinaus textete sie "Johny" ebenfalls in dieser Sprache. In diesem Stück entlockt sie ihren Saiten sogar ein paar melancholische und sehnsüchtige Töne, die zu den zumeist getriebenen Arrangements eine wohltuende Alternative darstellen. Überdies fand der Track neben "Best Friend", das man ganz am Schluss hört, in der Videospielreihe FIFA Verwendung. Ohnehin eignet sich dieses Album ziemlich hervorragend für ein bis zwei kurze Fußballmatches an der Konsole oder am PC.
Zwischendrin schimmern an mancher Stelle die electropoppigen Qualitäten des Duos durch. "Baby I'm A Queen" steuert geradlinig auf die Tanzfläche zu, Sophies Gesang erinnert mit seiner Eleganz hier an Roisin Murphy. Zuvor haucht sie sich teils auf Englisch und teils auf Portugiesisch in "The Dare" lasziv durch eine tropisch-schwüle Nummer, die in den nächtlichen Großstadtdschungel Rio De Janeiros entführt. Als Hörer möchte man spätestens jetzt unverzüglich seine Koffer packen, um dort hinzureisen.
Insgesamt präsentieren sich Sofi Tukker auf "Treehouse" in gut gelaunter und spielfreudiger Verfassung. Vielleicht hätte das Duo an dieser kurzweiligen Platte noch ein bisschen feilen können. Allemal aber wohnt diesem Werk ein besonderer Drive inne, der über so manch trashige Idee von Tucker, die etwas zu sehr über das Ziel hinausschießt, hinwegsehen lässt.
1 Kommentar
Wunderbares Pop-Album! Absolut hörenswert - auch mit den wenigen Makeln.