laut.de-Kritik
Langeweile mag nicht aufkommen, dafür sind die Stimmen einfach zu gut.
Review vonSechs Jahre nach ihrem Erstlingswerk wartet das britisch-amerikanische Trio Soultans mit einem "Greatest Hits"-Album auf, das nicht nur 13 ihrer schönsten Songs enthält, sondern auch vier brandneue Nummern. Dafür haben sich Sascha, Mike und Femi keine Geringere als Soul-Legende Thelma Houston ins Studio geholt, die 25 Jahre nach ihrem Klassiker "Don't Leave Me This Way" just dieses Stück mit den Soultans neu aufgenommen hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenngleich mir sowohl das Original als auch die 86er Communards Version besser gefallen.
Die Soultans sehen sich in der Tradition klassischer Gesangscombos wie "The Temptations" oder "Smokey Robinson & The Miracles". Ihre Musik ist eine irre Mischung aus Motown Sound im Stile der 90er Jahre, verpackt in modernen R'n'B-Klängen mit der Tendenz zum Mainstream-Pop. Dieser eigene Musikstil hat sich bereits bei ihrer Debutsingle "Can't Take My Hands Off You", der als Opener dieser Best Of fungiert, als sehr positiv und verkaufsfördernd erwiesen, was zahlreiche Spitzenplätze in europäischen Charts bewiesen haben.
Nach eigener Aussage der Soultans sehen sie ihre Musik als Chance, den Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Und so versinken sie nicht in traurig-melancholischen Herzschmerzballaden, sondern präsentieren tanzbar soulige Popsongs, die durch ihre positive Ausstrahlung bestechen. Manchmal allerdings würde man sich etwas mehr Originalität wünschen, damit sich nicht ein Song wie der Remix eines anderen anhört. Für diesen Eindruck sorgen leider die oft sehr ähnlich klingenden Bläser- und Keyboardeinlagen. So ist ihre Musik manchmal eine Gratwanderung zwischen eigener musikalischer Identität und latenter Monotonie.
Keine Angst, Langeweile mag bei den Songs trotzdem nicht aufkommen, dafür sind die Stimmen der drei einfach zu gut. Mal sanft und einfühlsam wie bei Bill Withers Klassiker "Ain't No Sunshine", mal knackig und wild wie bei der legendären Temptations-Nummer "Papa Was A Rolling Stone". Und alle zusammen klingen sie ungeheuer harmonisch und einträchtig.
Auch das stimmliche Zusammenwirken mit Thelma Houston, mit der sie noch einen weiteren Song ("Never Get Through") aufgenommen haben, ist überzeugend und abwechslungsreich dank ihrer unverwechselbaren Frauenpowerstimme. Irgendwie jedoch vermisse ich bei diesem "Greatest Hits"-Album wirkliche Highlights und Knaller. Zwar sind alle Songs durch die Bank ordentlich produziert und arrangiert, jedoch vermochte es keiner der 17 Tracks Jubel- und Begeisterungsstürme auszulösen. Somit ist die Scheibe eine wohlklingende Ansammlung popdurchfluteter Soulsongs, deren auffallendstes Merkmal ihre Unauffälligkeit ist.
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