laut.de-Kritik
Knarzende Verstärker, Dreampop und Psychedelic made in Germany.
Review von Philipp Kause'Fröhlich' und 'psychedelisch' müssen kein Gegensatz sein. Das Duo Spoon And The Forkestra aus Hamburg und Mannheim ist gar so heiter drauf, dass Sängerin Emily-Mae am Ende des Tracks "Mary Lou" einen Lachanfall bekommt. Der wirkt so sympathisch, dass ich den Vergleich mit Phoebe Bridgers im Promotext gnädig überlese. Eine weitere Parallele wird mit Nilüfer Yanya gezogen. Okay, passt aufgrund des verträumten Charakters von Songs wie "Pirates" und "Blue" schon besser.
Eine Ähnlichkeit mit Aldous Harding dagegen? Nein, sie ist im Vergleich zu funky. Fleet Foxes? Eher nicht, denn Spoon And The Forkestra sind zwar mit Alternative-Folk sozialisiert, wummern jedoch viel erdiger und elektrischer als die luftigen Amerikaner. KT Tunstall und die obligatorische Feist werden noch genannt, beiden fehlt aber ein Hauptelement, das die deutschen Newcomerband auszeichnet: Psychedelic.
Selbst das behutsame Dreampop-Meisterwerk "Blue" verliert sich mit verschroben angejazzter Lautmalerei kein Quäntchen in Folkpop-Klischees. Es sackt in keine Komfortzone ab, lullt nie ein und zwingt - anders als etwa Alice Phoebe Lous Introvertiertheit - zum genauen Hinhören. Und so sollte Indie-Rock sein: Herausfordernd, aber gerne trotzdem durchdacht und mit Melodie.
Emily-Mae Lewis' catchy Stimme kommt super sympathisch rüber, ohne zu überschwänglich zu wirken. Momente der Zerbrechlichkeit finden sich ebenfalls, etwa im eigentlich hymnischen "Blink Twice". Und so erinnern die Sängerin und ihr düster euphorisch aufspielender Bassist, der in "Karma 8" ein richtiges starkes Surfrock-Solo abliefert, an die frühe Cat Power. Die zerklüfteten Verstärker-Sounds ragen auch etwas in die Garage-Welt von Bands wie Redd Kross hinein.
Das zarte, geheimnisvolle Fragment "Kigs And Hisses" beendet die 18 Minuten kurze und beschwingte Debüt-EP: Dass sich so frische und kantige Sixties-Retro-Mucke in Deutschland findet - verblüffend. Der Vorteil der kurzen Spieldauer: Man landet schnell wieder am Anfang, beim fett knarzenden Opener "Mary Lou", und "Pirates", in dem Emily-Maes Stimme erst erhaben in die Höhe tanzt, nur um in der Bridge auf Punk-Folk umzuschalten. Auf CD erscheint die EP, sobald wieder Gigs möglich sind, dann erst mal exklusiv fürs Konzertpublikum.
2 Kommentare mit 6 Antworten
Früher kam das mit der simplen Bezeichnung Indie aus und meinte das Gleiche. Gähn.
"Made in Germany" ist natürlich der nachdrücklichste aller Warnhinweise.
Made in Austria musikalisch komischerweise oft nicht. Obwohl die laut Klischee den Stock noch weiter im folkloristischen Poppes haben als wir. Ne schlüssige Begründung hab ich bisher nicht.
"laut Klischee"? oder "laut Klischee?" (laut.de)
Hahahahahshahahajahsha hehehehehehehe
Wenn ihr uns Boomer mit der Kinderkacke vertreiben wollt, dann...oh, Schwarzwaldklinik kommt!
Hab auch noch keine gute Erklärung für die österreichische Dominanz in Sachen Musik und Film. Kann nur vermuten, daß Kultur da allgemein einen höheren Stellenwert hat, und nach Weltkrieg Nr. 2 besserere Bedingungen und Strukturen für sie geschaffen wurden. Vielleicht hilft auch eine selbstbewußte Trotzhaltung. Ein Ösi kann da sicher mehr zu sagen.
Ragism, "Made in Germany" ist natürlich der nachdrücklichste aller Warnhinweise. Das gilt natürlich ausschliesslich für ALLES mit dem Label Rap/HipHop!!!
Das hier ist aber nichts was einen Warnhinweis gebraucht.
Kann man hören, muss man aber nicht. Aber auch zu egal um sich für eine Bewertung Gedanken zu machen.
Und die österreichische Dominanz in Sachen Musik und Film ist eine ganz heisse Story, ich glaube da solltest du dran bleiben. Berichte doch mal von deinen Recherche Ergebnissen.