laut.de-Kritik
Bravo-Hits für DJs.
Review von Daniel StraubDer Mann ist mit Haut und Haaren im Musikgeschäft verwurzelt. Seit den frühen 90ern steht er weltweit an den Turntables, gründet später mit Raw Elements, Dessous und Pokerflat Recordings drei hochkarätige Labels und arbeitet natürlich an seiner Produzentenkarriere. Mit Phonique und den Detroit Grand Pubahs brachte er kürzlich wieder frischen Wind in sein Label-Roster. Jetzt zeigt uns Steve Bug auf dem Album "Bugnology", dass ihm das Mixen längst nicht fremd geworden sind.
Da das DJ-ing allein nach mehr als einem Jahrzehnt Techno und House längst zu einem Gemeinplatz verkommen ist, müssen neue Herausforderungen her. Drei Turntables gehören für Flinkfinger wie Jeff Mills oder Marco Bailey zur Standardausrüstung. Kevin Saunderson und Richie Hawtin schwören auf Final Scratch. Und jeder Produzent, der etwas auf sich hält, zieht sich mit seinen aktuellen Lieblingstracks ins Studio zurück und kehrt nicht eher wieder zurück, bis seine Tophits in exklusiven Remixen neu erstrahlen.
So geschehen auch bei Steve Bug, der für "Bugnology" keinen gewöhnlichen Mix abliefern wollte, sondern sich zur Aufgabe gesetzt hat, die auserwählten Tunes zu manipulieren, ohne ihren Charakter zu verwässern. 19 Tracks von Justus Köhncke, über das hauseigenene Gewächs Guido Schneider bis hin zu Mark Stewart und Justin Maxwell. Letzterer zeichnet für einen dunkel blubbernden Auftakt von "Bugnology" verantwortlich und darf über ein gelungenes Debüt auf John Tejadas Palette Imprint freuen.
Mit dem Leipziger Matthias Tanzmann packt Bug im Anschluss den Funk aus, durchsetzt ihn mit schrägen Melodien ("Sasse - Soul Sounds") und holt dann zu einer ersten Acid-Attacke aus, bevor Justin Martins "Sad Piano" Zeit zum Verschnaufen gibt. Im Anschluss nimmt Steve Bug die Zügel wieder fester in die Hand, macht mit I:Cube und Boogie Drama Ausflüge in die House-Szene von Frankreich und Italien, um mit Guido Schneider beim eigenen Label Pokerflat zu landen.
Am Ende bleibt trotz eines guten Mix und exklusiver Remakes aus dem Hause Bug der leicht schale Eindruck haften, dass den DJs beim Thema Mix-CDs langsam die Ideen ausgehen. Zwar sind auf "Bugnology" wieder einige gute Anspieltipps dabei. Insgesamt bleibt der Mix jedoch zu sehr dem Zeitgeist geschuldet und bedient zudem das in DJ-Kreisen weit verbreitete Exklusivitäts-Getue aus ganzem Herzen. Selten nur noch wollen Mix-CDs mehr sein als eine Art Bravo-Hits für DJs.
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