laut.de-Kritik
Die Amis huldigen dem Old School Thrash Spirit.
Review von Michael EdeleWenn man in einer Bandinfo liest, dass die Band ihre dreizehn Songs innerhalb von zwölf Proben geschrieben hat und anschließend nur vier Tage benötigt, um das Ganze analog und ohne irgendwelche Tricks im Studio aufzunehmen, nötigt das einen gewissen Respekt ab. Jedoch schwant einem dabei auch nicht unbedingt nur Gutes.
Bei Suicide Watch sind keineswegs Unbekannte am Werk, zumindest Drummer Ade und Basser Ian waren zuvor schon bei den UK Metalcorelern von Stampin' Ground, aktiv und auch Sänger Rid war in den ganz frühen Tagen der Band mal mit dabei. Auch Klampfer Simon ist kein Anfänger, und wenn alle von einer ausdrücklichen Verehrung von Bands wie Dark Angel, Nuclear Assault, Exodus oder Testament sprechen, bekomme ich schon einen verklärten Glanz in die Augen.
Thrash-Puristen, denen der ganze Metalcore inzwischen nur noch auf die Eier geht, können bei "Global Warning" wirklich bedenkenlos zugreifen. Schon der Opener "Flesh And Blood" gibt kräftig auf die Nuss und hat auch den selben sägenden Gitarrensound aufzuweisen, wie ihn Evil Dead oder auch Megadeth früher gern gefahren haben. Auch wenn der Drumsound (allem voran jener der Doublebass) alles andere als up to date klingt, das hat schon Stil.
Auch wenn das Hauptaugenmerk der Briten eindeutig auf dem rhythmischen Massieren der Nasenwurzel liegt, gibt es nicht nur stumpf auf die Nuss. Für Grooveparts sorgt der Vierer ebenso, um Songs wie "The Devil Rides Out" oder den mit einigen Hardcore-Anleihen versehenen Titeltrack etwas variabler zu machen.
Es kann aber wirklich kein Zweifel daran bestehen, dass Suicide Watch den Thrash Spirit der 80er noch in jeder Faser ihres Körpers haben und eine ungemeine Spielfreude an den Tag legen. Nicht nur musikalisch stehen sie in der Tradition von Nuclear Assault, auch textlich gehen sie gleichfalls sozialkritisch zu Werke. "Fuck the police, fuck the government, they'll never give us what we want" ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber bringt eine authentische Einstellung rüber.
Leider fehlt dem Album ein wirklich heraus stechender Song, der das auf Dauer doch etwas eintönig klingende Material aufwertet. "Tomorrow We Rule The World" geht ein wenig in die Richtung, bleibt aber auch nicht sofort im Ohr hängen. Vielleicht nehmen sich die Jungs das nächste Mal doch ein wenig mehr Zeit für's Songwriting und Aufnehmen.
Noch deutlicher als die Engländer kann man den Old School Thrash Spirit beinahe nicht versprühen. Nicht nur, dass sie gnadenlos nach vorne wegprügeln. Auch für das Cover haben sie den guten, alten Ed Repka wieder ausgegraben, der besonders mit seinen Artworks für Megadeth oder Evil Dead punktete. Zwar ist das vorliegende Cover nicht unbedingt sein bestes, es passt aber doch zu den Lyrics des Quartetts.
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