laut.de-Kritik

Gepitchte Vocal-Cuts, verzerrte Streicher und Mitgröhl-Refrains.

Review von

Religiös mystische Styles, brüchig bouncende Beats und melodische Samples ließen die Hip Hop-Fans 1998 ehrfürchtig auf den Boden sinken. Freundeskreis-Mitglied Max sprach im Intro-Hörtest von "supergeil deepen Hammer-Emcees", und Harald Schmidt-Homie Zerlett machte "geile Grooves und abwechselungsreiche Raps" aus. Objekt der Ohr-Begierde war das Debütalbum "The Last Shall Be First" des Wutang-Ablegers Sunz Of Man. Doch die einstige Euphorie ist verblasst. Nach fünf Jahren und einigen Indie-EPs erscheint ihr zweites Werk fast unter Ausschluss der Hip Hop-Öffentlichkeit, von den beinharten Wu-Fans vielleicht abgesehen.

Spuren im Sand von Howie Carpendale lassen sich beim "Saviorz Day" zwar keine finden, dafür jedoch jede Menge kreativer Abdrücke ihres Debüts. Der Opener "S.M.O." gerät mit gepitchtem Vocal-Cuts, melancholisch verzerrten Streichern und Mitgröhl-Refrain zur bandeigenen Hymne schlechthin. Das folgende "Ghettio" reißt einen ebenfalls mit fiepsig dunklen Synthie-Geräuschen und mehrstimmigem Hook aus dem Schreibtischsessel. Der Höhepunkt folgt jedoch bei schleppend schweren "Bankstas". 50 Cent mag vielleicht mit seinem "Wanksta"-Diss aller Möchtegern-Gangstas ein Vielfaches verkaufen, aber die Sunz Of Man definieren sich trotz kleinerer Fangemeinde eben als "Bankstas". Als Hip Hop-Geschäftsmänner mit "Fifty G-Checks in their Wutang-Shorts".

Selbst ohne Ex-Mitglied Killah Priest rechtfertigen Prodical Sunn, Hell Razah und 60second Assasain heuer Max' einstige Lorbeeren. Die Flows schwanken zwischen aggressiv und melodisch singend, die Lyrics reichen von kryptisch bis sozialkritisch. Von Jiggy-Styles und ähnlichem Mainstream-Tamtam keine Spur. Unterstützung erhalten sie von Clan-Chefs Method Man, Ghostface Killah und natürlich Oberboss RZA. Dazu stoßen noch andere Wu-Verwandte wie Ol' Dirtys Bruder 12 O'Clock oder LA The Darkman, Labelkollege MC Eiht und "Iron Flag"-Gastflöteuse Madame D.

Der einzige Unterschied zum Debüt heimst ironischerweise auch den einzigen Kritikpunkt für "Saviorz Day" ein: Die beiden mit souligem Gesang unterlegten Pop-Produktionen klingen zu hölzern, zu aufgesetzt. Mit einer dem Mainstream angepassten Produktion hätten der Titeltrack oder das "House Of Blues" echte Hitqualitäten aufgewiesen. So aber wirken die Songs halbgar und stören den Gesamtkontext aus religiös mystischen Styles, brüchig bouncenden Beats und melodischen Samples ein wenig.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. S.O.M.
  3. 3. Ghettio
  4. 4. Banksta'z
  5. 5. House of Blues
  6. 6. RZA Skit
  7. 7. Saviorz Day
  8. 8. Reality Skit
  9. 9. Black or White
  10. 10. Trinity
  11. 11. Dear Psalms
  12. 12. People Change
  13. 13. Honey Tree
  14. 14. Time
  15. 15. Doin Ya Thang
  16. 16. Say, Say, Say
  17. 17. Industry
  18. 18. All We Got (US)
  19. 19. Cause

Videos

Video Video wird geladen ...

Noch keine Kommentare