laut.de-Kritik
Zu variantenreich für die Charts, zu gefällig für Indiekunst.
Review von Matthias von ViereckDie taz erkennt in Super700 "potenzielle Chartsdominatoren" - Betonung auf potenziell. Das Berliner Septett um die aparte Ibadet Ramadani wird wohl auch nach dieser, seiner zweiten Platte, in den Breiten und Tiefen unserer Republik nicht über den Rang eines Geheimtipps hinausgelangen.
Dabei geht es ordentlich los mit der schönen Single "Tango" und dem distinguierten "Somebody Tried To Steal My Car". "We Will Never Drown" vermag Meeresrauschen mit 80er-Synthpop kurzzuschließen – Produzent Rob Kirwan (Depeche Mode u.a.) hat hier deutlich Hand angelegt.
Gelungen auch die vereinzelten Polarkreis 18-Momente, nur dass Super700 nicht über den unbedingten Willen zum Kitsch verfügen, der den Dresdnern so gut tut (just supporten Super700 Polarkreis 18!). "Second In Line" führt nicht nur in orientalische Gefilde, sondern auch vor Ohren, wozu Super700 fähig sind, wenn sie mal etwas mehr Dringlichkeit in einen Song packen.
Negativbeispiel: "Spring (The Old Pretender)" tut niemandem weh und plätschert allmählich seinem harmlosen Ende entgegen. Im angejazzten "Rosebud" zeigen sich die hohen Stimmlagen der drei Ramadani-Schwestern von ihrer enervierenden Seite; "The Fortuneteller" immerhin ist eine hübsche Uptempo-Nummer.
Es sind die großen Ideen, die großen Melodien, über die das Album in nicht ausreichendem Maße verfügt. Zu einem wirklichen Hit jedenfalls mausert sich keiner der 13 Rock-Pop-Jazz-Elektro-Hybriden. Ein "I Love The Rain" vom selbstbetitelten Debüt sucht man vergebens. Statt die Scheibe mit fragwürdigen Interludes auf 47 Minuten zu strecken, hätte man sich ausschließlich den eigentlichen Tracks widmen sollen.
Der Pressetext konstatiert, Super700 seien nicht nur "wild und schlau", sondern auch "total fokussiert". Das jedoch stimmt gerade nicht. "Lovebites" mäandert von hier nach dort, ist für die Charts zu variantenreich, um aber andererseits als Kunst zu funktionieren, zu gefällig. Etwas mehr Konzentration tut Not beim dritten Anlauf der Berliner.
1 Kommentar
besonders der letzte abschnitt triffts genau