laut.de-Kritik
Kraftvoller Gitarren-Pop aus Seattle.
Review von Martin LeuteIm Jahre 1995, als in Seattle - der Hochburg des Grunge - eher düstere Texte und ebensolche Musik herrschten, gründeten sich Super Deluxe und wurden begeistert aufgenommen. Mit ihrem aufstrebenden Power-Gitarren-Pop steckten sie sich ihr Terrain inmitten anderer "Super"-Bands wie Supergrass, Superchunk, Superdrag oder Supersuckers ab. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands ermunterten sie Musikfans zum Tanzen und Lächeln, anstatt sich darüber zu beklagen, wie schlecht die Welt doch ist. Mit den damals veröffentlichten Alben "Famous" (1995) und "Via Satellite" (1997) ist ihnen das ausgezeichnet gelungen.
Nach einer beinahe zehnjährigen Schaffenspause sind Sänger Braden Blake, Gitarrist John Kirsch, Bassist David Roberts und Drummer Chris Lockwood nun mit ihren dritten Album "Surrender!" zurück. Und sie machen da weiter, wo sie aufgehört haben. Treibender Gitarren-Pop, der klingt wie ein Hybrid aus Teenage Fanclub, Crowded House, den frühen Green Day und Built to Spill. Das Melody Maker Magazine bezeichnet es als "The power pop record of the year".
Das einzige Problem ist, dass es sich über weite Strecken nur um ein nettes Popalbum handelt. Schöne, kraftvolle Songs, nette Melodien, hübsche Harmonien und eingängige Refrains. Es finden sich aber nicht viele Momente auf dem Album, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, ergreifen oder an die Freundin denken lassen, die man entweder hat, von der man verlassen wurde oder von der man einfach nur träumt. Nur die ersten Songs erfüllen diese Kriterien und erheben Super Deluxe über viele andere mittelmäßige Popgruppen.
Der Opener "Come Down" schließt nahtlos an die Vorgängeralben an, ein langsamer Gitarren-Popsong, Blakes tolle Stimme und wunderbare Harmonien. Die Fans werden es lieben. "Knockout" ist kraftvoller, lädt zum Mitsingen und Tanzen ein und ist höchst melodisch. Es erinnert an "Stacy's Mom" von den Fountains of Wayne. Auch "Joie De Vivre" hält dieses Niveau, "Upsidedown" ist ein ungemein vielseitiger Song mit Brüchen, Melodiewechseln und spannenden Background-Stimmen. Ab der Mitte des Albums beginnt mein Interesse jedoch nachzulassen. Nicht weil das Album schlecht wird, eher weil es an Überraschungen und unerwarteten Arrangements mangelt.
Die Strukturen werden absehbar: ein als Leitmotiv fungierendes Gitarrenriff, die Strophe und ein eingängiger Refrain prägen jeweils die Songs. Die gefällige Harmonie wird hier um jeden Preis inszeniert, und manchmal schlägt sie in Harmlosigkeit um. Trotzdem birgt auch die zweite Hälfte von "Surrender!" einige gute Momente in sich. In "Enough is Enough" schöpft Blake sein stimmliches Potenzial aus und versucht sich im Sprechgesang, In "Get Off" schließt sich dem Gitarrensolo eine hübscher Basslinie an.
Super Deluxe haben sich wieder zusammengetan, um herauszufinden, ob der Funke noch zündet. Er zündet durchaus, nur nicht mehr so hell leuchtend wie auf den Vorgängeralben. Freunde des Gitarren-Pop aus den 90ern kommen mit den elf Songs auf "Surrender!" absolut auf ihre Kosten. Und das ist es, worauf es der Band ankommt. Super Deluxe haben ihre Stärke ausgespielt, ihr musikalisches Vorhaben konsequent umgesetzt und ihren Power-Pop in geballte 38 Minuten gepackt.
Alles in allem ist der Combo aus Seattle mit dieser Platte ein erfrischendes Comeback gelungen.
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