laut.de-Kritik

Platz 1 der unterbewertetsten Musiker des Jahres.

Review von

Der Mitteleuropäer dürfte in der Regel eher weniger den Überblick darüber haben, was in der ungarischen Musikszene gerade so los ist. Zumindest im Metal/Alternative-Bereich brachten es außer Ektomorf und Superbutt kaum Bands zu internationalem Bekanntheitsgrad und irgendwie hängt beiden auch noch der Ruf der 'besseren Kopie' an.

Während man Ektomorf nachsagt, ein Abziehbild von Soulfly zu sein, müssen sich Superbutt mit den Vorwürfen herumschlagen, nicht viel mehr als Ideenklau bei System Of A Down zu betreiben. Natürlich sind die Parallelen zu der Multikulti-Truppe aus Kalifornien nicht von der Hand zu weisen, aber vom reinen Ideeklau sind die Superärsche dann doch meilenweit entfernt.

Vor allem gehen mir die Ungarn lange nicht so auf den Sack wie Daron Malakian und Co., soll heißen, ich kann mir sogar die komplette Scheibe anhören, ohne ein nervöses Zucken im linken Augenlid zu bekommen. Superbutt gehen zwar ebenfalls durchgeknallt und immer wieder zwischen Genie und Wahnsinn pendelnd zu Werke. Allerdings würde ich auf jeden Fall noch Bands wie Bobaflex und Faith No More ins Spiel bringen.

Insbesondere die Arbeit von Basser Salim Mahboudi ist der absolute Wahnsinn und degradiert die beiden Gitarristen hin und wieder zu reinen Nebenfiguren. Das deutet sich im Opener "Broken Nose" schon an, ist in "Better Machine" nicht mehr zu überhören und spätestens bei "Here And Now" steigt der Kerl bei mir auf Platz 1 der unterbewertetsten Musiker des Jahres 2006 auf. Das soll aber nicht heißen, dass seine Kollegen ihm in Sachen Spielwitz nachstehen.

Ganz im Gegenteil, denn auch der Rest der Truppe bietet einfach feinste Crossover-Kost. Dabei sticht naturgemäß Sänger Andras Voros heraus, der stimmlich sehr markant und variabel klingt und bei einer Nummer wie "Wounds To Heal" durchaus mal ein wenig nach Serj Tankian. Er verzichtet aber dankenswerterweise auf den östlich angehauchte Singsang, den der SOAD-Frontmann an den Tag legt. Allerdings könnte ich schwören, der Kerl singt nicht "Wounds To Heal", sondern "Wohnst du hier" ...

Abgesehen davon tragen die Texte, die der Mann sonst ablässt, durchaus ihren Teil zum positiven Gesamtbild bei. Selbstironie hat noch nie geschadet und wenn man Zynismus noch mit einer gesunden Portion Sozialkritik und lyrischer Kompetenz verbindet, hat das Hand und Fuß. "Mother Goose" ist da ein schönes Beispiel und auch "Washaway" ist nicht von schlechten Eltern.

Dank einer ausgesprochen fetten und sehr ausgewogenen Produktion ist "Black Soup" ein sehr intensives, abwechslungsreiches und unterhaltsames Album geworden. Wäre schön, wenn die Jungs endlich auch hierzulande die ihnen gebührende Beachtung finden würden. Ich jedenfalls werde sie mir während der Popkomm in Berlin nicht entgehen lassen.

Trackliste

  1. 1. Broken Nose
  2. 2. Better Machine
  3. 3. Mother Goose
  4. 4. Wounds To Heal
  5. 5. Here And Now
  6. 6. Washaway
  7. 7. Johnny Bravo
  8. 8. Flipover
  9. 9. Cheer The Leash
  10. 10. Delusion Day

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