laut.de-Kritik
Zwischen zäh und Zartcore.
Review von Connor EndtNicht mehr viel los mit Hardcore oder Punk! Auf dem dritten Album gehen die Niederländer neue Wege. Die Zerr-Pedale bleiben weitestgehend im Schrank, stattdessen setzt man auf einfühlsamere Töne. Abzusehen war diese Entwicklung bereits auf dem Vorgänger "The Long Dark Blue", der sich vom wütenden Hardcore-Geballer der Anfangstage frei machte.
Der Titeltrack "Negative Space" wiegt den Hörer nun mit Akkorden im Radiohead-Stil in Sicherheit, bis plötzlich das Schlagzeug explodiert. Am deutlichsten wird der Einfluss von Thom Yorke und Band bei "But Then What", dessen Melodie deutlich von Radioheads "No Surprises" inspiriert ist.
Man kann dies nun als Hommage bezeichnen oder eben als dreisten Rip-Off: Zufällige Ähnlichkeit ist eigentlich ausgeschlossen. Spätestens ab der dritten Minute verliert sich der Song in Wiederholungen und belanglosem Gesang.
Für "Same Things" schnappten sich Swain dann Jeremy Bolm von Touché Amoré, bei "Skin On Skin" hört man gar Rapper Casper im Refrain mitraspeln. Das sorgt zwar nicht für ganz neue Klangfacetten, bietet aber willkommene Abwechslung.
Besonders schön gelingt der Übergang von "Skin On Skin" zu "Dispel". Delay und Gitarren-Feedback leiten sanft in den gerade mal neunzig Sekunden langen Song ein. Dieser wiederum ist eine Mischung aus Ambient-Sounds, zaghaften Klavier-Akkorden und, ja, Autotune. Das Ergebnis klingt reichlich schräg - gerade, wenn sich die durch die Software gepresste Stimme an den Akkorden reibt. Kein Ruhmesblatt.
Bei "Fistful Of Hair" ergeben Gitarre mit Chorus-Effekt und Midtempo-Grooves dafür eine entspannte Slacker-Nummer, die der Mann mit der Zahnlücke so bestimmt auch abnicken würde.
"Negative Space" hat am Ende nur ein Problem: Je weiter die Songs voranschreiten, desto zäher wird das Hörerlebnis. Die meisten Stücke liefern stimmige Melodien, ziehen sich aber zu arg in die Länge. Gerade die zweite Hälfte des Albums enthält Songs, die nie kürzer als vier Minuten ausfallen. An sich kein Problem, aber sowohl "Self" als auch "Hit Me Till I Break My Bones" oder "Strange Light" verfügen auf Dauer über zu wenig musikalische Twists.
2 Kommentare
Ohne irgendwas zu Swain sagen zu können (außer, dass ich sie mal als Vorband von Touche Amore verpasst habe) - interessant Casper mal als Sänger zu hören.
Außerdem heißt der Sänger von Touché Amoré Jeremy BOLM