laut.de-Kritik
Von Kartoffeln, High-Heels und Elton John.
Review von Dani Fromm"Man zeigt, dass einem Musik eigentlich scheißegal ist, wenn man Akon mit auf die eigene Platte nimmt." Dieser Userkommentar fand sich jüngst zwar unter einem ganz anderen Album. Ein Blick auf die Tracklist von "Trouble Man: Heavy Is The Head" verrät aber: Auch T.I. scheint nicht allzu viel an seinem Schaffen zu liegen.
Überhaupt stolpert man allerorten über immer die gleichen Verdächtigen: Ohne Gastbeitrag von Meek Mill, A$AP Rocky und Lil Wayne scheint dieser Tage gar nichts zu laufen. Für emotionsüberfrachtete Hooklines setzt T.I. auf Cee-Lo Green (kann man machen) und R. Kelly (ähem ...). Ja, und dann noch Pink - und eben Akon. Brrr.
"Wonderful Life" bestätigt die schlimmsten Befürchtungen: Effekt-verbrämt autotunet sich Akon durch Zeilen, die er sich bei Elton Johns "Your Song" ausgeliehen hat. "I hope you don't mind" verkommt angesichts dieser akustischen Grausamkeit zum ebenso frommen wie vergeblichen Wunsch. Das macht mir etwas aus!
Immerhin platziert T.I. diesen Totalausfall erst ziemlich am Ende seines Albums. "Jesus loves me", zeigt sich die Background-Sängerin im finalen "Hallelujah" ungebrochen überzeugt. Wer für die Sünden der Welt gestorben ist, vergibt offenbar auch musikalische Gruseligkeiten. Zumal T.I. zuvor bereits einiges an Boden gut gemacht hat.
Mit Rückenwind aus einem Marvin Gaye-Sample setzt er sich als "hood nigga" in Szene, mit "bad attitude, and a bad bitch". Über die Qualitäten letzterer verrät "Trouble Man" wenig. Die schlechte Angewohnheit allerdings könnte darin bestehen, die Worte bis nahe zur Unverständlichkeit zu verschleifen. Von Strophe zu Strophe scheint die heiße Kartoffel, die T.I. im Mund spazieren zu tragen scheint, zu wachsen.
Trotzdem: In "Go Get It" etwa wirkt T.I. beinahe wie eine Personalunion aus beiden Ying Yang Twins. Sein leiernder Rap hat irgendetwas, das seine Texte auch noch hörbar macht, wenn Inhalt und Originalität nur mehr in homöopathischen Dosen vorkommen. Ohne Höhen und Tiefen zieht er geradezu hypnotisch in seinen Bann.
Fast schon Dancehall-tauglich rollen in "G Season" die Bässe heran. Meek Mill gibt einen hungrigen, durch und durch verächtlichen Gegenpart zu T.I. ab. "The only thing I've known is walk on the wild side", erklärt er, diesmal zusammen mit A$AP Rocky, in "Wildside". "This life is all I know." Vielleicht liegt genau da ein Problem.
Der Spaziergang durch die Nachbarschaft gelingt gut. Mit "a bottle, a model, a molly, a blunt", Lil Wayne an seiner Seite und einem Beat, der unentwegt zwischen Minimalismus und Überfrachtung oszilliert, wirkt T.I. in "Ball" ebenfalls bestens ausgerüstet. Für "Sorry" platzt André 3000 mit einem Affenzahn in die Szenerie: "I don't even like rapping fast but that's how the word comes to me." Was soll man da machen?
Dummerweise sind damit die Highlights von "Trouble Man" bereits abgefrühstückt. Pink legt in "Guns And Roses" einen Auftritt hin, der in etwa so einfallsreich wirkt wie der Titel des Tracks - und sich ebenso strapazierter Bilder und Ästhetik bedient. Cee-Lo bleibt in "Hello" auf einem von Pharrell Williams produzierten Beat mit witzigem Latin-Touch meilenweit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Warum, wann immer R. Kelly ins Rampenlicht kriecht, alle Welt glaubt, das spreche "die Ladys" an: keine Ahnung. "There's a few things that I would like to know before I fuck with you." Ernsthaft? Wie plump gehts denn bitte noch?
Noch billiger? Oh, kein Problem. Die feuchten Träume in "Cruisin'" beschränken sich darauf, ein williges Bikinimädchen im brandneuen Lamborghini spazieren zu fahren. Na, hoffentlich macht die Tante mit ihren Heels keine Kratzer in den Lack.
8 Kommentare
R. Kelly ist ein begnadeter Sänger, soviel sollte man ihm immer zugestehen, egal wieviel persönliche Abneigung man ihm entgegenbringen mag.
"Ball" geht sicher im Club gut ab... Ansonsten ist der Zenit von TI auch schon überschritten!
das cover ist ja mal kunst
Labelprobleme gab es in der Tat mit Jive Records. Aber inzwischen wurden Outkast vom Mutterkonzern Sony zu Epic Records verschoben, und deren Boss ist Outkast-Homie LA Reid. Ich glaube nicht, daß Reid den Jungs Steine in den Weg gelegt hätte für ein Feature.
Meinem Kenntnisstand nach ist das (wieder mal) an 3000 gescheitert, der seit "Royal Flush" zufälligerweise nie Zeit für einen 16er für seinen alten Kumpel Big Boi hat.
Für Hinz und Kunz nimmt er sich aber seltsamerweise immer die Zeit: Kesha, Young Jeezy, John Legend, Beyoncé, Drake, Frank Ocean, Rick Ross, Gorillaz usw.
Klar können sich die 2 auch auseinandergelebt haben, Lennon und McCartney haben sich ja irgendwann auch nicht mehr mit dem A.... angeguckt, aber Trauer darüber schieben muß ich als alter Outkast-Fan schon.
Menschi ist gut informiert und sieht die Sache objektiv.
@Menschenfeind («
Für Hinz und Kunz nimmt er sich aber seltsamerweise immer die Zeit: Kesha, Young Jeezy, John Legend, Beyoncé, Drake, Frank Ocean, Rick Ross, Gorillaz usw. »):
Igitt, der hat was für Kesha produziert/gefeatured?? Das ist ja noch ne Nummer härter als die Premier/Aguilera-Kollabo...