laut.de-Kritik
Der Vogel hat das Nest verlassen.
Review von Anastasia HartleibBei den TRIBEZ. hat sich einiges getan, seit sie zuletzt die Hip Hop-affinen Bühnen dieses Landes bespielten. Ningu Storm und Dam Sick verließen die Band, um sich anderen Projekten zu widmen. Ersatz fand sich glücklicherweise recht schnell. So komplettieren die erste deutsche Hip Hop Instrumental-Kombo ab sofort Luke Greatman an den Keys und T.R. Bucket an den Drums.
Gemeinsam mit den Alt-Hasen Ben Treimer und Stefan Funkdog Pfeiffer sorgen die Regensburger nun für frischen Wind in der etwas angestaubten Szene. "Redbird", das gleichzeitig als Debütalbum der TRIBEZ. fungiert, macht verdammt gute Laune. Erstmals finden sich auf einer Veröffentlichung der Band auch eigene Songs, die gänzlich ohne Feature-Gast auskommen. Und die stehen den Instrumentalisten sehr gut zu Gesicht.
"Redbird" umschmeichelt von den ersten Tönen an mit einer entspannten, warmen und sehr stimmigen Atmosphäre. Die Arrangements finden eine harmonische Nische zwischen laid back Breakbeat-Hip Hop, funkigem Soul und Gitarren-betontem Psychedelic, die sich schon im Opener "Holiday" bemerkbar macht. Sanfte Synthie-Wellen umspielen die Drums und einen sorgenfreien Chorus, der den stressigen Alltag in weite Ferne rücken lässt.
Dazu gesellen sich ein paar klassischere Beat-Kompositionen, wie "Phoenix & Panther", das gemeinsam mit Beatmaker Wun Two und dem Chicagoer Rapper Ric Wilson aufgenommen wurde, oder "My Storm Is My Calm", auf dem Quelle Chris seine Rap-Künste zum Besten gibt. Auch sonst hat das Album mit J.Lamotta und JuJu Rogers Feature-Gäste aufzuweisen, die zur Grund-Stimmung von "Redbird" passen. Allerdings geraten die TRIBEZ. auf den Feature-Songs zur klassischen Backing-Band. Die einzelnen Instrumente verschwimmen zu einer, wohlgemerkt immer noch guten Begleitung, verlieren aber deutlich an eigenem Sound-Gefühl und landen viel zu weit im Hintergrund.
Das ist etwas schade, denn mit den Songs, bei denen sich die Band ganz auf sich selbst verlässt, kommt dieses Sound-Gefühl hervorragend zur Geltung. Besonders hervorzuheben sind hierbei der Titelsong des Albums und "Feel You So". "Red Bird" zieht das Ohr sofort mit einer vor Spannung knisternden Dynamik in den Bann und lässt es dann auf psychedelischen Gitarrentönen in die unendlichen Weiten des kalifornischen Himmels abdriften. Die mehr als Adlibs eingesetzten Vocals halten sich sanft im Hintergrund, und geben den Hörenden so halt.
Wo man mit "Red Bird" in ungeahnte Höhenlagen kommt, bietet "Feel You So" den passenden Sound zum Fallenlassen. Gemeinsam mit den Synthie-Keys beginnt der Abstieg. Beinahe wirkt es wie ein Fall, der deutlich tiefer werden könnte, als man sich das ursprünglich vorgestellt hat - bis der rettende Beat einsetzt und die Landung überraschend weich ausfällt. "Feel You So" ist die ultimative Vertonung dieser Landung. Ein Gefühl der Erleichterung, des Loslassens, da man weiß: hier ist man sicher. Und Sicherheit gibt Freiheit, das ist Ben Treimers Gitarre ganz deutlich anzuhören.
Insgesamt entpuppt sich "Redbird" als ein ziemlich kurzweiliges Album. Das liegt weniger an den relativ kurzen Spielzeiten, als vielmehr an der Feel Good-Atmosphäre der 13 Songs. Die TRIBEZ. zeigen deutlich, wie viel musikalisches Potenzial noch in ihnen steckt - und sehen das Album auch eher als einen Entwicklungsschritt, wie sie im Interview verraten haben. Weg von der klassischen Backing-Band-Geschichte, hin zu mehr eigenen Produktionen. Der rote Vogel, er hat das Nest verlassen. Schauen wir ihm beim Fliegen zu.
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