laut.de-Kritik

Technoider Exotik-Pop auf Vampire Weekend-Pfaden.

Review von

Vor vier Jahren rückt erstmals wieder das Phänomen Afro-Beat in den Fokus junger Indie-Schaffender. Das Debüt von Vampire Weekend oder die Compilations des malawischen DJs Esau Mwamwaya, die unter anderem M.I.A., Architecture In Helsinki oder Santigold featureten, standen Zeuge dieser Neuaufnahme eines vergessenen Genres in die Muster kontemporären Indie-Pops.

Erste EPs des Brooklyner Duos Tanlines folgten dieser Prämisse, indem sie Ethno-Rhythmen mit luftigen 80er-Synthies und simplen Techno-Beats vermischten. 2009 wandelt sich die große Aufmerksamkeit seitens der Blogosphäre in Zusammenarbeiten mit den einschlägigen Labels Kitsuné und Young Turks. Hier versucht folgerichtig auch das Langspieldebüt von Eric Emm und Jesse Cohen anzuschließen.

Nach wie vor sind ihre Tracks dabei stark auf Tanzbarkeit und Sommer-Kompatibilität gebürstet. Marimba, Handclaps und Percussion-Elemente verschiedener Art überlagern sich in den besten Momenten des Albums mit Synthie-Flächen in New Wave-Manier sowie durchgängigen 4/4-Beats ("Yes Way", "Real Life"). Derlei inspirierte Pop-Momente sind jedoch in Bezug auf die vorangehenden Veröffentlichungen nur noch vereinzelt auf "Mixed Emotions" zu finden.

Das Zusammenspiel aus leichtfüßiger Gitarre und angenehm stumpfen Beats kulminiert vereinzelt in genialen Refrains, die liebestraurige Text-Klischees meist überdecken. Dabei erschaffen Tanlines enorm kreativen Techno-Pop, der in einer solchen Mannigfaltigkeit des Sounds in letzter Zeit lediglich im Schaffen des jungen Engländers Totally Enormous Extinct Dinosaurs zu finden ist.

Das Gros des ersten Tanlines-Longplayers orientiert sich jedoch an allzu schnelllebigem Indie-Pop mit Hang zu spielerischen Basslines und melancholisch angehauchtem Gesang. So klingt "Mixed Emotions" oft genug wie eine zurecht verschollene B-Seite der Drums, die trotz guter Ideen unter sehr geringer Halbwertszeit leidet.

So sehr das Debüt durch tanzbare Pop-Preziosen die Dehnbarkeit diverser Skinny-Jeans auf die Probe stellt, so zerfällt auf der anderen Seite der kreative Ansatz der Highlights des Albums oft in erschreckender Beliebigkeit. Für einen lauen Sommerabend am Baggersee eignet sich der Longplayer jedoch allemal.

Trackliste

  1. 1. Brothers
  2. 2. All Of Me
  3. 3. Green Grass
  4. 4. Abby
  5. 5. Yes Way
  6. 6. Laughing
  7. 7. Not The Same
  8. 8. Lost Somewhere
  9. 9. Real Life
  10. 10. Rain Delay
  11. 11. Cactus
  12. 12. Nonesuch

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