laut.de-Kritik

Augen- und Ohren-Überreizung in Perfektion.

Review von

Es gibt nichts Schöneres und vor allem Lukrativeres für die Musik- und Filmindustrie, wie wenn sich ein Act gerne und erfolgreich in beiden Branchen austobt. Auch Taylor Swift konnte sich bisher in ihren jungen Jahren noch nicht so recht zwischen Leinwand und Bühne entscheiden.

Warum auch? Schließlich läuft ja beides wie geschmiert, denn nachdem die grazile Blondine seit einigen Jahren so ziemlich alles absahnt, was im Bereich Country-Pop so an Awards und Preisen vergeben wird, glänzte das Starlet im vergangen Jahr auch neben Julia Roberts in der Komödie "Valentinstag".

Nun kann man über die künstlerischen Aktivitäten der mehrfachen Grammy-Preisträgerin sicherlich geteilter Meinung sein. Fakt aber ist: Wo Taylor Swift drauf steht, ist Brimborium drin. Also verwundert es auch kaum, dass "Speak Now World Tour Live" sowohl klanglich als auch visuell so ziemlich alles auffährt, was beide Industriezweige derzeit zu bieten haben.

Die 16 Tracks, mitgeschnitten auf ihrer letzten Live-Tour, sowie dieselbe Anzahl an Songs plus zwei Bonustracks, als visuelles Beiwerk auf DVD gepresst, lassen vergangene Shows von Michael Jackson oder Madonna wie Kindergeburtstage aussehen. Hier stehen der Regisseur und der Tour-Manager Seite an Seite, schelmisch grinsend und Dollars zählend, engumschlungen vor, auf und hinter einer Bühne, auf der die schlaksige Country-Pop-Bardin ebenso überfordert wie gekünstelt ihr kantenloses Hollywood-Spektakel absolviert.

Neben "Never Grow Up" und der Kanye West-Rüpelattacke-Aufarbeitung "Innocent" findet sich das komplette Studiomaterial von "Speak Now" auf der Live-Darbietung wieder. Die Suche nach Ecken, Kanten und authentischem "Leben" auf dem Album gestaltet sich in etwa so schwer wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Alles ist abgeschliffen, weichgespült, in vollendete Form gebracht und auf Hochglanz poliert.

Kein schiefer Ton, keine einzige verstimmte Saite: Ein Produkt für den Weltfrieden, inklusive dem Freifahrtschein in die Luftschlösschen-Welt von Hannah Montana und den Jonas Brothers.

Es wird gefeiert ("Sparks Fly", "The Story Of Us") und geschluchzt ("Ours", "Last Kiss") und dazu im Boyband-Stil vor der Bühne gekreischt und geklatscht. Glitzernde Bäume, romantische Brücken und überdimensionale Glocken zieren das Bühnenbild genauso wie gestylte Versuchs-Rocker an den Sechssaitern und unter dem Bühnendach hängende Luftakrobaten.

Getoppt wird wie Audio-Überreizung noch vom beigefügten DVD-Silberling, der in Sachen Kitsch-Bombast nahezu alles auffährt, was die Bühnenbau-, Choreografie- und Pyro-Branche in Hollywood so zu bieten hat. Letztlich bleibt ein Paket hängen, das für Kids unter Zwanzig mindestens denselben Unterhaltungsfaktor bietet wie ein ganztägiger Disneyland-Besuch, inklusive musikalischer Herzschmerz, Party-all-the-time und die-Welt-ist-eine-rosa-Scheibe-Untermalung.

Nun gut, Taylor Swift ist Anfang Zwanzig, und warum sollte man einem Mädchen voll von märchenhaften Weltfremd-Illusionen nicht die Wünsche von den Lippen ablesen und in die Tat umsetzen, wenn sich allabendlich zwanzigtausend Teenies dazu bereit erklären, dafür ihr Taschengeld zu opfern?

Trackliste

CD

  1. 1. Sparks Fly
  2. 2. Mine
  3. 3. The Story Of Us
  4. 4. Mean
  5. 5. Ours
  6. 6. Back To December/Apologize/You're Not Sorry
  7. 7. Better Than Revenge
  8. 8. Speak Now
  9. 9. Last Kiss
  10. 10. Drops Of Jupiter
  11. 11. Bette Davis Eyes
  12. 12. I Want You Back
  13. 13. Dear John
  14. 14. Enchanted
  15. 15. Haunted
  16. 16. Long Live

DVD

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Swift,Taylor – Speak Now World Tour Live €12,04 €3,00 €15,04
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Swift, Taylor – Speak Now World Tour Live €61,46 Frei €64,45

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Taylor Swift

Sie gehört nicht zu den üblichen US-Country-Jungstars. Schon in sehr frühen Kindheitsjahren zeigt die am 13. Dezember 1989 in Wyomissing in Pennsylvania …

1 Kommentar