laut.de-Kritik

Zehn gute Gründe, ein Testament zu machen.

Review von

Nicht ohne Charme: Auf dem Label Nuclear Blast veröffentlichen mit einem Cover samt (Walküren-) nuclear blast. Das hatten vor Testament mit ihrem neuen Album "Para Bellum" auf dem Label glaube ich nur Destruction mit "Under Attack", wobei bei denen der gesamte Globus zersplitterte. Jedenfalls gute Gründe, ein Testament zu machen und dabei Testament zu hören.

Die letzten beiden Alben kamen bei den Fans gut an, aber nicht mehr. Die lebendigsten des Bay Area-Thrash Metal-Sixpacks um die Gitarristen Peterson, Sklonick und Sänger Billy wollen es weiterhin in beeindruckender Regelmäßigkeit wissen, diesmal mit Chris Dovas als neuem Drummer.

Dass "Para Bellum" was Feines sein könnte, deutet der Opener "For The Love Of Pain" rasch an. Der Drummerstuhl bei Testament ist als Schleudersitz nur noch mit der Bloodhound Gang vergleichbar. Natürlich ist es schade, dass es im Zweitversuch doch nicht mit Lombardo klappte, der zu wenig Zeit für die Band hatte. Dovas bringt ein merklich weniger wuchtiges, aber technisches Spiel ein. Petersons Dragonlord-Seitprojekt scheint ein wenig durch beim überraschend aggressiven ersten Song, der komplett aufgeht. Sänger Billy hört sich deutlich eher nach 33 als 63 Lenzen an, das Gehämmere ist so effektiv wie ausdifferenziert auf ganz hohem Niveau. "Witch Hunt" formuliert die Black Metal-Anleihen des Openers noch deutlicher aus und legt Garstigkeit ab, dafür an Schnelligkeit zu. Die Single "Infanticide A.I." schlägt eine Brücke zu einem etwas vertrauteren Bandsound, der aber nur der Rahmen bietet für eine schnelle, kehlige Performance vor allem von Lovas.

Das Trio überaus gelungener harter Songs überrascht zwar und zeigt gekonnt die ungebrochene Stärke von Thrash als besonders anschlussfähige Spielart. Ein zweiter Block pendelt sich im Midtempo ein. "Shadow People" ist ein sehr guter, grooviger Stampfer, der knapp sechs Minuten lang seine Verweildauer überraschend nicht überstrapaziert. "Nature Of The Beast" lugt weit Richtung Heavy Metal, zehrt aber von nur einer guten Melodiefigur. Zum "High Noon" wirkt die Band motiviert und gerade Chuck liefert eine erstklassige Performance ab; eine zündende Idee fehlt aber, das gilt auch für das zu routinierte "Room 117". Besser macht es das im Soundbild ähnlich gestrickte "Havana Syndrome" mit mehr Spiellust und mehr Ideen pro Dezibel. Testament haben bis hierhin nirgends ein Qualitätsproblem im Songwriting oder der Darbietung, nur in der Fülle, die sie uns preisgeben.

Leider dreht "Meant To Be" den Hahn dann gewaltig in die andere Richtung. Statt vollem Fluss ist es nun ein balladeskes Tröpfeln, das man mehr mit den schwächeren Werken der Kalifornier verbindet. So ziemlich alle Boxen ticken im Schmalzfluss: Akustikgitarre, pathetische Texte, Keyboardstreicher, selbst der Schluss mit seinen Gitarrensoli kickt kaum eine andere Stimmung ein. Die siebeinhalb Minuten Spieldauer ziehen sich hin wie die Testamentseröffnung vom ungeliebten Onkel. Der Titeltrack & Closer führt die Teile des Albums gelungen zusammen mit einem Gemisch aus überbordender Aggressivität, grooviger Wucht und vielen Thrash-Partien. Beim nächsten Mal vielleicht nur so, denn "Para Bellum" ist ein gutes, aber disparates Album, dessen Schwächen leicht vermeidbar wirken.

Trackliste

  1. 1. For The Love Of Pain
  2. 2. Infanticide A.I.
  3. 3. Shadow People
  4. 4. Meant To Be
  5. 5. High Noon
  6. 6. Witch Hunt
  7. 7. Nature Of The Beast
  8. 8. Room 117
  9. 9. Havana Syndrome
  10. 10. Para Bellum

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Testament – Para Bellum €17,98 €3,00 €20,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Testament – Testament, Neues Album 2025, Para Bellum, CD €32,90 Frei €35,90

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Testament

Wenn in bierseliger Thrasher-Runde der Begriff San Francisco, Bay Area fällt, bekommt jeder Kenner der Szene leuchtende Augen. Anfang der 80er galt das …

Noch keine Kommentare