laut.de-Kritik
Ein feuchter Traum für alle Metalbrutalos.
Review von Manuel BergerExtrem-Metal-Köppe sammelt euch: The Black Dahlia Murder sind gekommen, euch zu vereinen! Egal ob Deathcoreler, Black Metaller, (Melodic) Death Metaller – "Nightbringers" ist für dich da in dunklen Stunden.
Welch Großartigkeit hier geboten ist, verrät schon ein Blick auf das Cover. Wer sich an Emperors Meilenstein "In The Nightside Eclipse" erinnert fühlt, dem sei gesagt: Es war der gleiche Künstler am Werk – Necrolord. Und es scheint nicht allzu abwegig, dass in bestimmten Kreisen "Nightbringers" in einigen Jahren einen ähnlichen Stellenwert wie Emperors genanntes Werk einnehmen könnte.
Wahrlich episch starten The Black Dahlia Murder mit "Widowmaker" in eine gut halbstündige Gewaltorgie. Zur besseren Orientierung steht anfangs ein Melo-Death-Riff, das die Band flüssig zu einem Black Metal-Part ausbaut, über den Trevor Strnad in 'Cradle Of Filth auf Koks'-Manier keiftkreischtkrächztgrunzt. Bisweilen rückt die Band gesanglich und instrumental in Metal- bzw. Deathcore-Nähe, die typischen Gitarrenstaccatos und Bassdrum-Rolls sind vorhanden. Um in die Stereotypenfalle zu tappen und billige Breakdowns auszupacken, ist sie allerdings viel zu beschäftigt, ihren Genrepudding im Hochgeschwindigkeitsmixer zu häckseln.
Trotz einer zur Schau getragenen Raserei, die selbst Marduk Konkurrenz macht, behalten The Black Dahlia Murder ein ausgesprochen gutes Ohr für Details und Abwechslung. Die Verschnaufpausen sind zwar oft ebenso schnell wieder vorbei wie sie abrupt beginnen, aber sie zeugen von hohem musikalischen Verständnis und vor allem Geschmack.
In "Of God And Serpent, Of Spectre And Snake" tänzelt Alan Cassidy virtuos über Becken und Trommeln, in "The Lonely Deceased" hockt mitten im Song wie eine fette Kröte mit Prinzessinenkrönchen ein träumerisches Klassikgitarren-Einsprengsel – rings herum ragen Blastbeatwände auf. Behemoth präsentieren auf ihrem Opus Magnum "The Satanist" bei "In The Absence Ov Light" einen ganz ähnlich gestrickten Teil. The Black Dahlia Murder absolvieren den ihren mit vergleichbarer Klasse, wenn auch wesentlich kompromissloser. Und das will etwas heißen.
Nicht unerwähnt bleiben dürfen die durchweg grandiosen Gitarrensoli des Duos Brian Eschbach/Brandon Ellis. Während die meisten bei solch höllisch schneller Musik wohl entweder die Slayer-Route gehen oder sich 'Hauptsache technisch krass und frickelig' auf die Fahne schreiben würden, hauen die beiden einen Melodienhammer nach dem anderen raus. In "Jars" bieten sie gleich beides an.
Auch abseits der Soli gibt es jede Menge Melodien zu entdecken. In "Kings Of The Nightworld" zum Beispiel flechten die Gitarristen Leads ein, die auch wunderbar in den NWOBH-Kontext oder in Hammerfall-Epik passen würden. Verwirrt? Im Hintergrund bellen Hardcore-Shouts, auch die Songstruktur – vorgegeben von Drummer Cassidy – erinnert an die No-Fucking-Around-Attitüde des Punk-verwandten Genres. Statt auf Fistbumps kriegt man trotzdem mehr Lust, die Schwarzheimer-Kutte rauszuholen.
Jetzt hatten wir überbordende Aggression, stimmungsvolle Intermezzi und tolle Leads – wie stets mit dem Groove? Klar, ebenfalls im Programm. Den Marschall stellt dabei der Titelsong "Nightbringers" mit einem kreiselnden In Flames-Riff. Auch "Catacomb Hecatomb" bleibt in dieser Hinsicht vorne mit dabei: Schaffen es The Black Dahlia Murder doch tatsächlich, aus wahnwitzigen Tremolo-Salven irgendwann einen Low-Tempo-Heavy-Groove zu schälen – mit parallel laufender Doublebass-MG versteht sich.
Als Cannibal Corpse einst "I Cum Blood" schrieben, konnten sie nicht ahnen, dass der Song Jahrzehnte später ein The Black Dahlia Murder-Album perfekt zusammenfassen würde. "Nightbringers" ist der feuchte Traum für alle Metalbrutalos – sowohl mit als auch ohne Gespür für Feinsinnigkeit. Damit haben The Black Dahlia Murder wohl ihr Meisterwerk geschaffen.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Die im zweiten Absatz genannten Kreise bestehen offensichtlich aus Spexlesern und Genrefremden. Jeder Metalfan mit Geschmack hingegen wendet sich schon wegen des indiskutabel beschissenen Gesang ab.
Insgesamt hinken die in der Review angeführten Vergleiche, weil es sich bei TBDM um eine peinliche Kasperlegruppe handelt. Und Necrolord langweilt mal wieder mit einem einfallslosen Artwork.
Bin seit Miasma eigentlich raus bei denen (weiß gar nicht wieso). Vielleicht doch mal wiederein Ohr riskieren?
https://www.youtube.com/watch?v=OXgD3vkt7KY
riskier lieber hier mal.
Oder einfach beides.
@dHvW Du scheinst die Scheibe ja echt zu feiern. Mein Eindruck nach zweimal hören war leider eher irgendwie "nicht schlecht, aber alles schonmal irgendwo gehört". Wahrscheinlich waren meine Erwartungen da einfach zu hoch. Werd der Platte bei Gelegenheit aber nochmal ne Chance geben.