laut.de-Kritik
Die Jarman-Familie preist Johnny Marr.
Review von Martina KellnerAn prominenten Fürsprechern mangelt es den Jarman-Brüdern nicht, bekannt sind sie hierzulande bislang jedoch nur eingefleischten Indie-Hörern. In ihrer Heimat sieht das anders aus: Neben Ricky Wilson zeigte sich auch Alex Kapranos begeistert und produzierte die letzte Scheibe.
Dass neuerdings auch Johnny Marr die Finger mit im Spiel hat, kommt dem Bekanntheitsgrad der Cribs nur zu Gute. Frischer Wind sollte rein, der Ex-The Smiths-Gitarrist kam: eine wahre Freude für die Wakefielder Buben, die das Duo Morrissey/Marr ganz klar zu ihren Vorbildern zählen.
Jüngst bei Modest Mouse aktiv und an deren 2007er Platte "We Were Dead Before The Ship Even Sank" beteiligt, zeigt sich Marr auch auf "Ignore The Ignorant" zielsicher. Da sitzen nicht nur die Riffs, auch insgesamt schaukeln sich The Cribs runder als zuvor durch den Gehörgang.
"Men's Needs, Women's Needs, Whatever" wirkte glatter, aber auch qualitativ hochwertiger als die Vorgänger. Album Nummer vier setzt die Entwicklung fort, aufgenommen und produziert von Nick Launay (Yeah Yeah Yeahs, Nick Cave, Arcade Fire).
Weg von den krachigen, punkigen Ausrastern hin zur ruhigeren, durchdachteren Indie-Rock-Schwofe. Verglichen mit "The Cribs" oder "The New Fellas", die gute, solide, teils auch herausragende Stücke parat hielten, wirkt "Ignore The Ignorant" konsistenter und erwachsener. Dies festzustellen bedarf es des einen oder anderen Durchlaufs, wer nur nebenbei reinlauscht, überhört Details und Kniffe. Etwa die stimmliche Leistung auf dem bravourösen, höchst eingängigen "We Share The Same Skies", das zweifelsohne zu den ganz großen, weil wunderbar stimmigen und mitreißenden Nummern des Albums zählt.
"We Were Aborted" eröffnet energiegeladen. Das instrumentell an The Rakes erinnernde "Hari Kari" und das rhythmische "Emasculate Me" drängen ebenfalls vorwärts. Das Gros der Tracks setzt jedoch stärker auf Melodieführung. Marr brilliert auf "Cheat On Me" und "City Of Bugs", deren Hooklines die 80er-Wurzeln aufleben lassen.
Nach meisterlichem Einstieg drehen die Briten im zweiten Drittel etwas zurück. Im poppigen "Save Your Secrets" scheint die Luft raus, plätschert das Stück doch etwas seicht vor sich hin. Das energische "Nothing" holt danach wieder rein, "Stick To Yr Guns" richtet das Augenmerk auf die bekannt sarkastischen Lyrics, rundet aber etwas zu verhalten ab. Insgesamt eine sehr ordentliche Leistung der Engländer, die den ehemaligen Schmidts-Klampfer deutlich feiern. Kein Quantensprung, aber doch beachtenswert.
17 Kommentare
Dauert noch 'n bisschen, September wohl! Band ist hier völlig unterbewertet, sag ich. Was eine FRECHHEIT ist, weil einfach jeder Song sitzt und den Indiekackfressen im Radio zeigt, wos eiiiigentlich lang geht, wenn man mit Schrammelgitarren wirklich ins Herz gehen will!
Übrigens sind die inzwischen zu viert. Johnny Marr von den Smiths ist an Bord. NO SHIT.
Vorablauschen...
We Were Abortet:
http://myspace.com/thecribs
Cheat On Me:
http://www.youtube.com/watch?v=R56d_vjrj9M
Marr ist aber auch schon länger dabei jetzt. Bestimmt 'n Jahr oder so.
Egal. Men's Needs... fand ich gut. Sehr kurze Halbwertzeit, aber viel mehr erwarte ich von dieser Art von Band auch nicht. Freu mich auf die neue Scheibe.
Die Hörproben gebe ich mir dann später mal.
In der Zeit mit Marr kam aber bisher noch nix rüber, nä? Aber jetzt hört mans auch gleich raus, plötzlich gibts Solos und so Käse. Passt super! Und schöööön aggressiv klingt das bei "We Are Aborted".
Generell sind mir die Jungs sehr sympathisch. Spätestens seit ihren Seitenhieben gegen die fuckin Pigeon Detectives und der Bierglas-Aktion beim Kate Nash Auftritt.
So, erster Durchgang ist vorbei. Weiß noch nicht, aber das geht mir eigentlich nach dem ersten Hören mit allen Platten so.
Auffällig: Mein erster Eindruck ist, dass Johnny Marr ihnen die tollen Melodien vom letzte Album ausgetrieben hat. Dat find ick ja nich so jut. Aber abwarten.
Ich bin verliebt, und zwar in diese Platte! Meiner Meinung nach das perfekte Herbstalbum. Klar, nicht besonders poppig oder rockig. Aber die Songs müssen ja ans Herz und nicht in die Charts gehen!
@robby bubble: Die Alben sind alle so unterschiedlich, dass das ziemlich schwer ist. Mir haben sie alle gefallen, aber meiner Meinung nach: Je neuer desto besser. Am besten, du hörst bei Amazon einfach mal rein!
Update: Meinen Eindruck vom 08.09. muss ich zum Glück revidieren. Im Gegenteil, die Scheibe hat jede Menge tolle Melodien, man muss den Songs nur etwas Zeit geben. Gefällt mir richtig gut, sogar besser als das letzte Album.