laut.de-Kritik
Buntfaltenhosen bügeln mit Bass und Wumms.
Review von Alexander CordasWas? Die gibt's noch? Ja, die Jungs muckern weiterhin, und haben es seit ihrem Debüt "Vegas" immer schon getan. Nur wollte das in Europa so gut wie kein Schwein wissen, bzw. gingen die beiden Veröffentlichungen "Tweekend" und das Mix-Album "Community Service" hierzulande unter wie eine Wasserleiche mit Bleischuhen an den Füßen. In den heimischen Staaten sind sie indes ein essentieller Bestandteil der Elektro-Szene und feiern ähnliche Erfolge wie die chemischen Brüder im Geiste.
Ähnlich wie Tom Rowlands und Ed Simons begannen Ken Jordan und Scott Kirkland Anfang der Neunziger, harten Digitalklängen das Rock-Feeling einzuimpfen. Während die Briten sich jedoch in der Folgezeit etwas harmloser präsentieren, hauen The Crystal Method nach wie vor deftige Dampfhammerbeats aufs Elektro-Schnitzel. Distortion-Effekte, Gitarrenriffs der fiesen Sorte, sowie eine Leftfield'sche Düsternis zeichnet die Atmosphäre des Albums aus. "American Way" und "Bound Too Long" könnten geradewegs aus deren nicht veröffentlichten Back-Katalog stammen. Nicht umsonst zählen die furztrockenen Klopfer zu den Highlights und erteilen dem Albumtitel "Legion Of Boom" eine nachdrückliche Berechtigung. "Born Too Slow" mit Kyuss-Fettsack John Garcia am Mikro zählt ebenfalls zu den Nettigkeiten. Bei Ersterem gibt Ex-Roots Member Rahzel exzellente Rap- und Beatbox-Einlagen mit Bravour zum Besten, Letzteres tapeziert gekonnt Acid-Effekte über ein Four To The Floor-Gerüst.
Der Opener "Starting Over", sowie "True Grit" servieren hingegen Big Beat-Magerkost. Eine rollende Bassline und dicke Hose-Beats machen noch lange keinen echten Schwoof. "Weapons Of Mass Distortion" beweist, dass der Irak-Krieg auch anders hätte geführt werden können. Mit Wes Borlands Riff-Attacken im Nacken wäre Saddam wahrscheinlich freiwillig auf das Schößchen Osamas gehüpft. "High And Low" pompelt und poltert nochmals Bewährtes in guter Qualität, bevor "Wide Open" die Platte fast schon gemächlich ausklingen lässt.
The Crystal Method halten die Fahne des düsteren Big Beats hoch. Sie besinnen sich auf ihre Stärken, dem Partyvolk mal ordentlich die Buntfaltenhosen mit Bass und Wumms zu bügeln. Nix Neues auf dem Dancefloor zwar, aber mit ihrem Händchen für Rhythmus und Kabumm begeistern sie immer wieder.
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