laut.de-Kritik

"Shake your hips like battleships": Größenwahn mit Jack White.

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Zu den vielen Gaben, die Jack White in die Wiege gelegt wurden, zählt sein Händchen für Album-Opener. "Dead Leaves And The Dirty Ground", "Seven Nation Army", "Steady As She Goes", "60 Feet Tall"; alles Rock-Burner vor dem Herrn.

Der "Blue Blood Blues" tanzt da nicht aus der Reihe, geht aber im Vergleich zum genannten "Horehound"-Opener deutlich härter zur Sache, quasi als (trickreicher arrangierter) Nachfolger der 2009er-Single "Hang On From The Heavens".

White zählt auf dem Hi-Hat ein, die auf Bohrlochtiefe getunte Gitarre presst ein gewohnt sengendes Riff heraus und spielt den Ball überraschenderweise zu White zurück, der auch gleich den Leadgesang übernimmt und erst mal "exist" auf "get pissed" reimt. Ein von coolen Breaks durchsetzter, einmal mehr den rollenden Led Zeppelin-Grooves huldigender Kraftakt, in dem man - Verzeihung! - Alison Mosshart gar nicht vermisst.

"I wanna leave a trace", hört man den Drummer am Schluss noch brüllen (soll das ein Scherz sein?), da schleicht schon "Hustle And Cuss" los, ein weiteres Highlight, das uns zwingt, endlich mal eine Lanze für Jack Lawrence zu brechen, diesen ewigen Unbekannten am Bass.

Die Eleganz, mit der der Raconteurs-Mann hier dem gerade noch wild tosenden Gitarren-Tornado Einhalt gebietet, um in aller Seelenruhe ein funky Basslick anzuspielen, sagt alles über das gewachsene Selbstvertrauen dieser vor kurzem noch als drittes White-Projekt belächelten Gruppe aus.

Aber zurück zu "Hustle And Cuss": Im Gegensatz zum Restalbum hört man hier zwar noch ansatzweise die Jam-Attitüde des Debüts raus, im Mittelpunkt steht aber die unheimlich an Prägnanz gewonnene Rhythmussektion Lawrence/White, die man selten so gut geölt erlebte. Und von der Kommandobrücke schallt es größenwahnsinnig: "Shake your hips like battleships!" Natürlich fällt auch Mosshart wieder positiv auf: Die mittlerweile optisch fast schon an Siouxsie Sioux erinnernde Sängerin liefert eine enorm variable Vorstellung ab.

"Sea Of Cowards" ist alles andere als ein Aufguss des bewährten Konzepts. Die zum Großteil auf der Straße und während Soundchecks der letztjährigen Tournee entstandene Platte trägt ein metallisch-durchgestyltes Antlitz hinter ihrer Voodoo-Maskerade und weist aufgrund der zahlreichen Stimm- und Soundeffekte fast schon elektronische Züge auf. Robot Blues, im besten Sinne.

"The Difference Between Us", die potenzielle Single-Hymne des Albums, beginnt sogar wie ein Gary Numan-Song, in "I Can't Hear You" klingt Mosshart wie Nina Hagen und in "I'm Mad" gesteht uns Jack White endlich, was wir eh schon immer wussten. Sein dämonisches Lachen scheint direkt aus der Anstalt zu kommen und wenn in der Mitte des Songs plötzlich ein Break von rechts heran knüppelt, fühlt man sich beinahe schon wie kurz vorm "Killing In The Name Of"-Refrain.

Mit ihrem zweiten Album legen The Dead Weather an Intensität und Ideenreichtum nochmal eine kräftige Schippe drauf und präsentieren sich im besten Sinne als gewachsenes Kollektiv. In der Haut von Meg White oder Jamie Hince will man jedenfalls nicht unbedingt stecken. Das Konzept bleibt spannend.

Trackliste

  1. 1. Blue Blood Blues
  2. 2. Hustle And Cuss
  3. 3. The Difference Between Us
  4. 4. I'm Mad
  5. 5. Die By The Drop
  6. 6. I Can't Hear You
  7. 7. Gasoline
  8. 8. No Horse
  9. 9. Looking At The Invisible Man
  10. 10. Jawbreaker
  11. 11. Old Mary

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