laut.de-Kritik
Reggae, Soul und eine Handvoll Disco-Glitter.
Review von Dani Fromm"This Is Sunshine Music": Mit diesem Tracktitel bringen The Excelsiors die Essenz ihres Albums auf den Punkt - und unterschlagen dabei doch mindestens die Hälfte. Außer im sonnendurchglühten Reggae, wo insbesondere die Basslinien wurzeln, suhlt sich ihr Sound nämlich ausgiebig im Soul. Damit die Kombination am Ende nicht allzu gewöhnlich erscheint, werfen die Herrschaften noch eine Handvoll Disco-Glitter über die Szenerie und würzen mit Prisen von Blues, Gospel und Dub.
Das im Grunde einzige Problem von "Control This": Man hört dieser Platte von vorne bis hinten an, dass man in The Excelsiors einer dieser Bands begegnet, die live um Welten besser funktionieren als aus der Konserve. Was direkt dargeboten vermutlich erst schwungvoll vom Hocker und dann gleich auch noch aus den Socken reißt, wirkt auf Platte gebannt eben doch ein bisschen steril, eine Spur zu kontrolliert.
Shane Hunt, Produzent und Strippenzieher des Projekts, trägt seinen Beinamen 'Sureshot' aber ganz offensichtlich nicht grundlos: An der handwerklichen Versiertheit der Musiker, die er um sich geschart hat, gibt es nichts zu kritteln. Bläser, Orgel, Gitarre und elend groovender Bass verbrüdern sich mit Backgroundgesang zu einer exquisiten Kulisse für den Sänger. Dessen Name, The Mighty Pope, dürfte bei eingefleischten Northern Soul-Fans sogar noch ein verstaubtes Glöckchen zum Bimmeln bringen, feierte er doch Mitte, Ende der 70er einige Erfolge (und galt manchem sogar als Sexsymbol).
Er kann es immer noch: Sein warmer, seelenvoller Gesang verankert die Tunes fest im Soul. Nur gelegentlich wirkt er eine Idee zu gepresst oder - wie in der Version von Debbie Debs "Lookout Weekend" - ein wenig kurzatmig. Letzteres mag aber zumindest zum Teil an der Nummer liegen: Wie viele Disco-Tracks ufert auch dieser unnötig aus. Dreieinhalb Minuten statt über fünf hätten es hier wahrlich getan, obwohl die afrikanisch inspirierten Percussions lustige neue Facetten herauskitzeln.
Überhaupt geraten die zahlreichen Coverversionen nirgends zu schnöden, damit im Grunde überflüssigen Kopien. The Excelsiors knöpfen sich das altvertraute Material vor, krempeln es einmal auf Links und tragen am Ende einen ganz anderen Style als die jeweiligen Vorlagen zur Schau. Das gelingt zum Beispiel mit Carole Kings "It's Too Late" oder "A Land Far Away" gut.
Bei "Here I Come" stört schlicht der überlebensgroße Vorgänger: Gegen Barrington Levy lässt sich halt einfach nur schwer anstinken. The Excelsiors versuchen das zum Glück gar nicht erst, sondern stricken mit einleitendem Shout-Out, dem Knistern alten Vinyls und lustigen Hintergrundfrickeleien etwas, das sich weit mehr wie eine Hommage, weniger wie eine Neuauflage und schon gar nicht wie ein Abklatsch anfühlt.
So, wie die Musik zwischen den Polen Reggae und Soul wandelt und sich dabei mal der einen, mal der anderen Seite stärker zuneigt, so pendeln auch die Inhalte zwischen Wochenendfeierei, Liebesgeschichte und biblischen Motiven. "Cold As Steel" kommt sogar ganz ohne Text aus. Zum Bass klappern Eierrasseln und allerlei Schlagwerk im fröhlich-entspannten, karibischen Klimpersound: Sooo furchtbar kalt wirkt der Stahl hier gar nicht. Er muss wohl schon eine geraume Weile in der Sonne gelegen haben.
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