laut.de-Kritik
Die Hooters zeigen nur ihre alten, ausgeleierten Hupen.
Review von Ulf Kubanke30 Jahre Hooters! Ein solches Jubiläum will anständig gefeiert werden. Unsere alten Kumpel lassen sich dabei scheinbar nicht lumpen und kredenzen der deutschen Fanschar eine schicke Box mit zwei Live-Alben (elektrisch und akustisch) sowie einer vollständigen Studio-LP plus Five-Track Scheibe. Klingt toll, nicht wahr?
Ist es aber nicht! Die US-Rocker schlagen sich leider auf die dunkle Seite der Bedeutung ihres Bandnamens und holen lediglich ihre ganz alten und ausgeleierten Hupen raus. Denn was hier so schön angekündigt wurde, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als dreiste Mogelpackung. Bei den Gigs handelt es sich um die bereits 2008 unters Volk gestreuten "Both Sides Live". Die LP ist 2007 als "Time Stand Still" erschienen. Und die "Five By Five" Beigabe steht einzeln auch schon seit mehreren Monaten in den Läden dieser Republik.
Irgend etwas Neues für den treuen Fan? Mitnichten! Keine Outtakes, keine neuen Stücke, keine zusätzlichen Konzertaufnahmen, keine DVD; nichts! Bleibt die Frage: Wer soll das kaufen? Der geneigte Anhänger wird alles längst sein Eigenen nennen. Und wer bislang noch kein Freund der Herren Hyman/Bazilian und Co. ist, wird nach drei Jahrzehnten auch nicht plötzlich zu einem. Die Band verpasst damit die gebotene Chance, ihren langjährigen Hörern gebührend 'Danke!' zu sagen.
Sehr schade, denn die Kompositionen und Arrangements der Bühnenshows sind über weite Strecken gelungen, wie man es von dem Quintett seit jeher gewohnt ist. Die elektrische und unplugged Konzertaufnahmen bieten alles, was das Herz begehrt. Trotz der Abwesenheit Mindy Jostyns an der Violine ("Hooters Live"" 1994) findet sich mit Ann Marie Calhoun eine mehr als würdige Nachfolgerin. Alle erhabenen Hits sind vertreten, von "All You Zombies" bis "Johnny B". Und die Bandbreite von rustikal ländlichem Roots-Radio-Rock bis hin zu sensibel minimalen Variationen wäre ebenfalls ein Grund zum freuen. Sogar das waghalsige Cover der "Boys Of Summer" vom alten Freund Don Henley blüht ohne den Patina beladenen Mantel der typischen 80er Synthie-Produktion regelrecht auf. Das unangenehme Deja Vu bleibt dennoch haften.
Auch die im Juli zu Recht allenthalben übersehene Mini-LP reißt nichts heraus. Das grandiose für Cindy Lauper erstellte "Time After Time" stoßen die Hooters selbst von jenem Schild, auf den Miles Davis den Song 1985 mit seiner filigranen Interpretation gehoben hatte. Schmalspurrock!
Dem für Joan Osborne gefertigten Hit "One Of Us" ergeht es kaum besser. Mit dem peinlichen auf deutsch verfassten Bierzelt-Ballermann-Track "Pissing In The Rhine" demontiert sich das ehemalige Weltklasse-Songwriterduo dann vollends. Hier mit dem großen Bier, pissen in de' Rhein. Das hat das unschuldige Gewässer ebenso wenig verdient, wie die, die auf Qualität der Zombie/Johnny-Ära hoffen. Beim nächsten Mal wieder mehr Mühe geben; dann freut sich auch der Fluss.
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