laut.de-Kritik
Wie eine FC-Bayern-Dauerkarte: Immer süß, immer erfolgreich.
Review von Kai ButterweckWenn man sich 13 Hits der Killers am Stück gibt, erleidet man schon einen leichten Torture-Touch. Nichts gegen Songs wie "Mr. Brightside", "Somebody Told Me" oder "All These Things That I've Done", die Bärendienste erweisen, wenn einem nach überdimensionalem Indie-Pop-Rock der Sinn steht. Sich aber allen Breitbrust-Eckpfeilern der Bandgeschichte eine volle Stunde lang auszuliefern, ist dann doch des Guten zu viel.
Spätestens nach der fünften Airplay-Hymne im Akkord fahren alles umgarnende Synthieflächen und dutzende Ohrwurm-Harmoniewellen in den Gehörgängen wie wild Karussell. Das hat dann irgendwann was von nicht enden wollender Schokoladezufuhr am Nikolaustag oder dem Gefühl, im Besitz einer Dauerkarte von Bayern München zu sein: Immer noch süßer, gezuckerter, erfolgreicher.
Irgendwann dürstet es einem aber auch mal nach etwas Herzhaftem - oder um im Bild zu bleiben - nach einem spannenden Rauf-und-runter-Spiel mit fesselnder Nachspielzeit. Derartiges sucht man auf "Direct Hits" jedoch vergeblich. Hier reiht sich eine Hookline unbarmherzig an die nächste. So entsteht letztlich eine massentaugliche Bombast-Endlosspule, bei der selbst die harmoniesüchtigsten Hörorgane irgendwann auf Durchzug schalten.
Auch die beiden neuen Songs haben nur wenig Ecken und Kanten vorzuweisen. Da wäre zum einen, der in Zusammenerbeit mit Anthony Gonzales von M83 entstandene Track "Shot At The Night" – ein wulstiger Casio-Gigant, der mit klinischen Handclaps und Brandon Flowers' in Hall gebettetem Taschentuch-Organ genau da weitermacht, wo die Band mit ihrem letzten Album "Battle Born" aufgehört hat.
Ebenso schmachtend präsentiert sich der zweite Neuzugang namens "Just Another Girl", wenngleich die Band hier mit etwas mehr Schwung zu Werke geht. Das ändert aber leider nur wenig am fast schon schlageresken Grundsound des Vierminüters. Den einzigen Sympathiepunkt fährt die Band bereits Wochen vor dem Release ein.
Denn die Verantwortlichen selber hatten eigentlich gar keine Lust auf ein derartiges Album: "Wir wollten eigentlich erst in zehn Jahren ein Best Of-Album herausbringen. Leider mussten wir aufgrund unseres Label-Vertrags klein beigeben. Für uns kommt dieses Album definitiv zu früh", entschuldigte sich Flowers. Nimmt man allerdings die zwei neuen Songs zum Maßstab, dann fragt man sich schon, ob das Ganze in zehn Jahren auch nur ansatzweise interessanter klingen würde.
10 Kommentare mit 7 Antworten
Ich halte fest: Du disst die Killers und den FCB. Ich muss wohl doch zur Weihnachtsfeier kommen und mit dir mal ein ernstes Wörtchen reden, Freundchen.
ixh mag deren hang zum pathos ja...jedenfalls auf den ersten platten und brandons solowerk....aber dass sie hier nicht "tranquilize" mit auffahren, das ist schon etwas arm.
Brandons Solo-Album leidet für mich genauso wie alle Killers-Alben ab 2006 daran, dass sich darauf neben (immer seltener werdenden) echten Schätzchen auch schlimme Totalausfälle tummeln. "Only The Young" steht ziemlich allein auf weiter Flur.
Ich finde sein Solo-Album eigentlich auch ganz gelungen. Wenn schon American-Style, dann so countryesk wie auf der Platte, die definitiv schöne Melodien parat hat. In jedem Fall besser als der American-Style a la Bon Jovi wie bei Battle Born, dann bitte doch lieber wieder deutlich britischere Referenzen.
Ab und an kann man sich die Killers schon anhören. Aber wie der Rezensent schon schreibt, mehrere Lieder an einem Stück geht nicht klar.
Dieser Kommentar wurde vor 11 Jahren durch den Autor entfernt.
Noch so eine Band für meine Kategorie "Absolutes Unverständnis vom ersten bis zum letzten Ton, warum sie überhaupt gehört werden". Ist das Pseudo-Retro? Ist das absichtlich schlecht?
So viel zu meinem Montagmorgendiss. Fühlte sich schön an, aber jetzt weiter im Text!
Darauf ein Montagmorgenschiss.
'shot at the night' find ich gar nicht so schlecht, obwohl das eher ins Oeuvre von Herrn Flowers' Soloprojekt passt. Sich deswegen ein ganzes ALbum zu kaufen ist natürlich Quatsch, zumal die Singles der Killers nie zu meinen Favoriten gehört haben.
Immerhin redet die Band Tacheles was den Grund für den Release angeht. Battle Born war leider nicht mein Fall, aber ich denke das die Killers noch lange nicht am Ende sind. Und ich hoffe das die Jungs in Zukunft mehr Soloprojekte in Angriff nehmen werden.