laut.de-Kritik

Ein wenig büßen die Berliner ihren Ausnahmestatus ein.

Review von

"Aeolian" erweist sich als recht zwiespältiges Album, das im Bandkontext sehr differenziert bewertet werden sollte. Zum einen gibt es eigentlich keinen Zweifel daran, dass auf der Scheibe gute bis sehr gute Stücke vertreten sind. Andererseits hat die Band genau durch diese gewöhnlichen Metalsongs einiges von ihrem Ausnahmestatus eingebüßt.

Gewöhnlich heißt in diesem Zusammenhang einzig, dass die orchestralen Klänge und die zum Teil recht ungewöhnlichen Sounds der Vorgängerscheiben nun fast vollkommen in den Hintergrund treten. Dadurch unterscheidet sich die Band eben nicht mehr von jeder anderen Metalband, was ich persönlich mit einem gewissen Bedauern feststellen muss.

Dennoch muss man "Aeolian" als den dunklen Bruder von "Fluxion" bezeichnen, wurden die Songs beider Alben doch quasi in einem Aufwasch komponiert und aufgenommen. Jedoch orientieren sich die zehn Stücke auf dem aktuellen Longplayer hörbar an Bands wie Meshuggah, Neurosis oder Converge, wobei letzteres nicht überrascht, steuert doch deren Shouter Nate Newton ein paar Vocals bei.

Auch Neurosis waren schon immer aus den Kompositionen der Berliner herauszuhören, jedoch ist der Einfluss Meshuggahs bei Tracks wie dem Opener "The City In The Sea" und "Killing The Flies" nicht von der Hand zu weisen. Die Riffs sind ziemlich charakteristisch. Das kurze "Dead Serious & Highly Professional" knüppelt sich mit aller Heftigkeit ins Ohr, bevor "Austerity" (trotzt einiger aggressiver Passagen) hauptsächlich in Doomgefilden stattfindet. Dennoch scheint die Scheibe leichter ins Ohr zu gehen als der Vorgänger.

So ganz lassen The Ocean ihre klassischen Einflüsse auf "Aeolian" nicht unter den Tisch fallen. So findet "Necrobabes.com" (die Seite gibt es tatsächlich, uärgh!) in einem kurzen Klavierstück sein Ende und "Swoon" klingt mit einem Sample aus, das aus einem amerikanischen 60er Jahre-Schmachtfilmchen stammen könnte. "Queen Of The Food-Chain" lässt neben sehr interessanten Gitarrenlinien auch ein paar Synthies erahnen und weist - wieder einmal erst gegen Ende - ein paar Chöre auf.

Erst "Inertia" setzt als einzige Nummer verstärkt auf klassische Elemente und unterstreicht damit, dass The Ocean in Sachen Songwriting noch lange nicht an ihre Grenzen gestoßen sind.

Trackliste

  1. 1. The City In The Sea
  2. 2. Dead Serious & High Professional
  3. 3. Austerity
  4. 4. Killing The Flies
  5. 5. Une Saison En Enfer
  6. 6. Necrobabes.Com
  7. 7. One With The Ocean
  8. 8. Swoon
  9. 9. Queen Of The Food-Chain
  10. 10. Inertia

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9 Kommentare

  • Vor 18 Jahren

    habs bloss einmal durchgehört, aber verpricht schon ma tolles. :)
    allein wegen der hochkarätigen gästeliste sollten mal alle reinhören die nur im ansatz was mit hardcore oder metal was anfangen können. ;)

    “All the instrumental and vocal tracks have been layed down and we are almost finished with the mix. We have taken a multiple-singer approach this time, with the aim of finding the perfect voice for every part. The result is a number of guest appearances, including Tomas Hallbom of BREACH, Nate Newton of CONVERGE / OLD MAN GLOOM and Sean Ingram of COALESCE. Altogether there are 6 singers featured on the album, covering the widest possible range of aggressive vocals, from deep howls to high-pitched shrieking, with our mainman Meta at the low end and laptopist Nico at the high end of the vocal spectrum.”
    :cool:

  • Vor 18 Jahren

    Will ich auch mal reinhören, schon alleine wegen Newton-Gastauftritt :)

  • Vor 18 Jahren

    Gefaellt mir schon nach dem ersten Durchgang besser als der meiner Meinung nach ziemlich emotionslose Vorgaenger, aber teilweise sind hier schon richtig stumpfe Metalcore-Riffs drauf, die man schon unzaehlige Male gehoert hat, nunja.

  • Vor 18 Jahren

    Nunja, mit Growern bin ich grad ganz gut versorgt, hör derzeit das Into The Moat-Album, die aktuelle Coheed & Cambria und noch immer "Chronoclast". :D

  • Vor 18 Jahren

    @baudelaire (« Gefaellt mir schon nach dem ersten Durchgang besser als der meiner Meinung nach ziemlich emotionslose Vorgaenger, aber teilweise sind hier schon richtig stumpfe Metalcore-Riffs drauf, die man schon unzaehlige Male gehoert hat, nunja. »):

    Da geb ich dir recht. Ich habe die Platte zwar nur flüchtig durchgehört, allerdings hat sie bis jetzt nur durch die oberflächliche Härte gezündet.

    Nach "Fluxion" dachte ich eigentlich, dass the Ocean sich nun endlich als Isis/Cult of Luna-Plagiat verkaufen, "Aeolian" überrascht mich dann diesbezüglich doch.

  • Vor 18 Jahren

    hör grad zum ersten mal chronoclast, also ich seh da auch potential...zum growen mein ich...und aeolian is leicht stumpf, ja...