laut.de-Kritik
Weder Fisch noch Fleisch.
Review von Alexander EngelenPlattenfirmen haben schon ihre ganz eigene Logik. Die Label-Info zum neuen Pharcyde-Album besteht zum größten Teil aus Erklärungen für die wechselnde Besetzung der Band. Trotzdem unterstreicht man nach jedem Absatz, dass die Veränderungen rein gar nichts an der Qualität der Musik geändert hätten.
Fakt ist: derzeit besteht The Pharcyde aus den Rappern Imani und Romye. Über weitere Ab- und Zugänge kann ich nicht einmal spekulieren. Fakt ist aber auch, dass "Humboldt Beginnings" nicht an Qualität früherer Meisterwerke herankommt. Waren "Runnin'" oder "Drop" auf "Labcabincalifornia" 1995 noch wahre Rap-Klassiker, ist die aktuelle Platte der missglückte Versuch, einen solchen Erfolg zu wiederholen.
Mit Bongotrommeln eröffnen The Pharcyde ihre Platte und preisen gleich zur Genüge den Genuss gewisser Kräuter an. Auch sonst, vom Inhalt bis hin zum Artwork, haben The Pharcyde die grüne Brille auf und lassen deutlich verlauten, was neben der Musik zu ihrer liebsten Beschäftigung gehört. So gestaltet sich das Album zwar ein wenig experimentierfreudig, es fehlt aber eindeutig am roten Faden, der den Hörer ab und an vor dem Fall in arge musikalische Tiefen bewahren könnte.
Was die Jungs auf "Humboldt Beginnings" auftischen, ist eben weder Fisch noch Fleisch. Ein Party-Track hier ("The Uh-Huh"), ein wenig Gesellschaftskritik dort ("Storm"), auch die Geschichte einer traurigen Liebe darf nicht fehlen ("I Thought I Knew You"). Schließlich ragt "Illusions" meilenweit aus dem Rest des Albums hinaus. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, in welche Richtung. Funky ist dieser Achtziger-Sound schon. Trotzdem grenzt das Ganze an übelste Snoop Dogg-Biterei zu G-Funk-Hochzeiten.
Nach dem Gastspiel von The Pharcyde auf dem Stuttgarter Label Four Music dachte man vielleicht, dass es den Jungs gelingen könnte, wieder an alte Zeiten anzuschließen. Mit dieser Platte beweisen sie aber leider das Gegenteil, indem sie lustlos und lasch an diesem Ziel vorbeischießen. Schade eigentlich.
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