laut.de-Kritik
Der ehemalige Pogues-Sänger ist am Ende.
Review von Giuliano BenassiEs gibt kaum eine größere Schmach für einen Musiker oder eine Band als die, als Headliner eine Tour zu starten und sie als Opener für den ursprünglichen Eröffnungsact zu beenden. Dementsprechend muss sich Shane MacGowan fühlen, wenn er diese CD in den Händen hält - war er es doch, der die Popes 1994 nach seinem Rauswurf bei den Pogues gründete.
Nun heißt es also nicht mehr "Shane MacGowan & The Popes", sondern "The Popes feat. Shane MacGowan". Wobei der Unterschied nicht nur in der Reihenfolge liegt. Stand der Sänger damals mit demselben Material und ähnlich klingender Begleitung wie bei den Pogues auf der Bühne, schlägt Gitarrist Paul "Maddog" McGuiness nun ganz andere musikalische Wege ein.
Seinen ehemaligen Arbeitgeber trinkt er zwar nicht unter den Tisch – das schafft wahrscheinlich nicht einmal Keith Richards –, dafür hat auch er Drogenerfahrungen und zusätzlich Zeit im Knast verbracht. Dort entsprangen auch die ersten Ideen für das vorliegende Album.
Der Bandname kommt wahrscheinlich aus rein Marketing-technischen Gründen zum Einsatz, denn musikalisch hat "Outlaw Heaven" mit vergangenen Produktionen kaum etwas am Hut. Der Einsatz des ehemaligen Bandbosses beschränkt sich auf Gegrunze im Hintergrund sowie melodisches Lallen auf dem Titeltrack und dem abschließenden "Loneliness Of A Long Distance Drinker", die ihm McGuiness auf den Leib geschnitten hat. Leider ist MacGowan nicht mehr in der Lage, mehr aus sich herauszuholen.
Dennoch stellen gerade jene Momente die besten auf dem Album. "Outlaw Heaven" entpuppt sich als erstaunlich intim, obwohl sich die Band nicht auf einen gemeinsamen musikalischen Nenner einigen kann. "Black Is The Color" erinnert an Therapy?, während "Raw" zwischen U2 und Simple Minds pendelt. "Boys – They Don't Cry" hält Lagerfeuerromantik parat, "Underneath The Blue Sky" klingt ziemlich wüst. Immer wieder kommen Fiddle und ein weiblicher Gospelchor zum Einsatz.
Lediglich die Stücke mit MacGowan erinnern an den typischen Sound der Vergangenheit, irischer Folk mit punkiger Attitüde. Wer danach sucht, greift lieber zum alten Material. Dennoch ist "Outlaw Heaven" eine Platte, die nicht klanglos untergehen sollte. Ein Knacki, der seine Seele preisgibt und einen Neuanfang wagt, hat etwas Aufmerksamkeit verdient.
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